Sonett

Thränen für Dich? Du Bettlerthräne fort!
Zu groß ist dieser Schmerz, d'rum sei er stumm.
Kalt starre, trock'nes Aug', um Dich herum,
Von thränenloser, heißer Gluth verdorrt.

Nicht einen Seufzer, keinen Laut, kein Wort
Entsende Mund; zu großer Schmerz macht dumm.
Du kannst nicht einmal klagen, - sei's darum,
Und schweigend schleppe Dich von Ort zu Ort.

Stumm, thränenlos, mit kalter, bleicher Hand
Schling Epheu um das weiße Epithaph,
Um todten Marmor lebend, grünes Band.

Indeß rinnt ungehemmt der Stunde Sand,
Und jener Schlag, der Deine Seele traf,
Bringt wohl auch bald dem Leibe ew'gen Schlaf!

Collection: 
1860

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