Mirta

Als aus der grünen Hülle
Die erste Rose drang,
Trat, in der Abendstille,
Zur reichen Purpurfülle
Die sanfte Mirta hin und sang:

Du blühst zum schönsten Preise
Des Frühlingstages hier!
Was naht so lind und leise
Sich deinem Schimmerkreise?
Das Abendlüftchen naht sich dir.

Ein zärtliches Verlangen
Läßt nimmer dich in Ruh;
Es streichelt dir die Wangen,
Und will dich zart umfangen;
Du nickst ihm hold und freundlich zu.

Wenn's tief im Haine düstert,
Dann naht es sich vertraut
Der Huld, nach der es lüstert,
Und schwärmt und spielt und flüstert,
Und nennt dich leise seine Braut.

Es bringt dir, wenn die Schwüle
Des Mittags dich verletzt,
Erquickend frische Kühle:
Da steh' ich dann, und fühle,
Wie süß mich solches Spiel ergötzt.

Dann wird's um mich so helle,
Denn Lykon fällt mir ein,
Der munterste Geselle:
Wär' ich an deiner Stelle,
Was müßte dann wohl Lykon seyn?

Wie wollt' ich mich bemühen,
Vor aller Blüt' am Strauch,
Recht schön für ihn zu blühen;
Ich würde röther glühen,
Berührt von seinem sanften Hauch.

Ich würde, wenn er grollte,
Nur freundlicher noch sein;
Und wenn er ausruhn wollte
Von Scherz und Spiel: er sollte
Dann hier im grünen Zelte ruhn.

Und wieder beim Erwachen,
Da sollten Spiel und Scherz
Ihm frisch entgegen lachen,
Recht fröhlich ihn zu machen:
So, Röschen, träumt ein Mädchenherz. (Band 3 S. 21-23)

Collection: 
1841

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