An Marie

 
Ob ich dich liebe, wolltest du mich fragen -
Und was ich liebe, will ich treu dir sagen:

Das Blümchen lieb' ich, das die würz'gen Düfte
Ausstreuet in die lauen Frühlingslüfte,
Und doch sich tief verbirgt im dunklen Moos -
Kein Auge sieht der Heimath stillen Schooß.

Den See auch lieb' ich, deß krystallner Quell
Dem Blick sich öffnet bis zum Grunde hell,
Auf dessen Spiegel sich in sanftem Licht
Getreu des Himmels milder Abglanz bricht.

So lieb' ich auch der Jungfrau still Gemüth,
Das nur für Schönes, Heiliges erglüht.
Das fromme Herz, das muschelfest umschließt
Den reinen Kern, dem Reines nur entsprießt. -

Nun weißt du was ich liebe, denke nach,
Ob ich, Marie, dich wohl lieben mag.

Collection: 
1862

More from Poet

 
O, dürft' er dir's doch laut gesteh'n,
Wie er dich liebet tief und bang,
Und sollst dies scheue Herz du seh'n
Denn niemals ohne Hehl und Zwang?

So lauscht der Alpenrose Gluth
Verborgen unter'm Schneegefild...

 
Ob ich dich liebe, wolltest du mich fragen -
Und was ich liebe, will ich treu dir sagen:

Das Blümchen lieb' ich, das die würz'gen Düfte
Ausstreuet in die lauen Frühlingslüfte,
Und doch sich tief verbirgt im dunklen...

 
Kalt ist, wer nicht Liebe suchet,
Spricht der Menschen große Zahl,
Elend ist, wer nie empfunden
Ihre Lust und ihre Qual!

Und das Letzte was sie sagen,
O, ich glaub' es ihnen wohl,
Aber niemals...

 
Ihr müßt dies Herz nicht schelten,
Das sich so schwer ergiebt,
Könnt' schneller es gesunden,
Dann hätt' es nie geliebt.

Es gliche dann sein Fühlen
Ja nur dem Morgenthau,
Den eine Sonnenstunde...

 
Ich will nicht dein gedenken,
Sollst nicht mehr bei mir sein
In allem meinem Denken,
In meinem ganzen Sein.

Die Rose wird gepflücket
Vom Sturm, an einem Tag,
Den Felsen selbst zerstücket...