Er naht, der Freuden - Schöpfer Lenz
Auf sonnenrothem Wagen,
Liebkosend bringen Weste mir
Dies Himmelskind getragen;
Aus seinen goldnen Locken sinkt
Ein Blüthenregen nieder,
Im jungen Laube tönen schon
Der Nachtigallen Lieder.
Des Maies kräft'ger Hauch verweht
Der Veilchen süsse Düfte:
Des Pfirsichs Kronen tauchen sich
In's Bad der Abendlüfte.
Der Kirschbaum neiget seinen Kranz
Herüber zu der Quelle,
Und nicket seinem Bilde zu
Im Tanz der Silberwelle.
Der Liebe süsser Athem weht
Vom goldnen Himmel nieder,
Er regt sich leis' im Blumenkelch,
Und wecket Wehmuthslieder.
Der Sylphe hüpft zum Blumenschooss,
Sanft flötet Philomele,
Und zaubert in die kalte Brust
Das Echo ihrer Seele;
Und Alles fühlt und Alles schwimmt
In Liebe, Lust und Wonne,
Und spiegelt sich im Morgenthau,
Bei'm ersten Stral der Sonne.
Ihm, der die Welt so schön erschuf,
Soll unser Lied ertönen,
Es steig' empor zum Sternenplan,
Zum Vaterland des Schönen!
aus: Elise Sommer Gedichte
Frankfurt am Main: Herrmannsche Buchhandlung 1813