LXXXVI.

LXXXVI.
Auch ich fand einst eine Rose,
So schön wie keine vorher;
Doch brach ich sie nicht vom Stengel,
Ich liebte sie viel zu sehr!

Ich grub sie mit sorglicher Mühe
Aus ihrem Rosenbeet;
Nun prangt sie in meinem Herzen
Voll Duftes, der nie verweht!

Nun treibt sie viel tausend Blätter
In diesem kleinen Raum,
Und macht mein ganzes Leben
Zum holdesten Frühlingstraum!

Collection: 
1854

More from Poet

XVI.
Jüngst kamst du im Traume,
Mein Liebchen, zu mir;
Ich reichte Maiblümchen
Zum Gruße dir.

Du nahmst sie und frugst mich,
Was Liebe sei?
Ich gab dir zur Antwort:
"Ein ewiger Mai!"

...
XV.

XV.
Die Liebe ist ein Kerker,
Die Fesseln sind duftige Rosen;
Der Schwur ist der eiserne Riegel,
Die Nahrung ist liebliches Kosen!

Du hältst mich darin gefangen,
Dein Herz ist meine Zelle;
Ich habe darin...

XIV.
Es dämmert, die Morgenglocke
Begrüßt den erwachenden Tag,
Die Sonne küßt erst verstohlen,
Dann brünstig den blumigen Hag.

Die Morgenglocke der Liebe
Ist ein Gebeth zum Gruß,
Das "Amen" dieses...

XII.
Das Fenster vergittert,
Verriegelt die Thür,
Bin einsam, allein ich,
Im Geist doch mit dir!

Doch tröste dich, Liebchen,
Auch einsam, allein
Weiß zärtliche Liebe
Noch glücklich zu sein...

VIII.
Als ich Abends ging in's Freie
War der Himmel wie Ein Stern;
Doch für mich gibt's keinen Himmel,
Bist du, Liebchen, von mir fern!

Ach, mir leuchtet ja kein Sternlein
In mein Herz, das ohne Ruh',
...