LXVII.

Die Heimath war mir werth und theuer
Wie Blumen von geliebter Hand,
Nie dacht' ich mehr das Land zu meiden,
Das Land, wo meine Wiege stand!

Doch hatt' ich balde sie vergessen,
Als mir begegnete dein Blick,
Verklungen waren ihre Lieder,
Kein Echo gab sie mehr zurück.

Zur Heimath war mir ja geworden
Dein Herz mit seinem Liebesmai,
Darin viel tausend Rosen blühten
Als Duft geword'ne Melodei.

Von dieser Heimath will ich scheiden,
Erst wenn im Tod mein Auge bricht,
Blüht doch in ihr auf jeder Stelle
Ein rührendes Vergißmeinnicht!

Collection: 
1854

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