LVII. (57)

LVII. (57)

1. Nach grüner farb mein hertz verlangt,
da ich elend was,
Das ist der liebe ein anfang,
recht so dz grüne gras,
Entsprossen aus des meyens schein,
mit so manchen blümlein klar,
des hat sich ein jungfraw fein,
gebildet in das hertze mein,
zu diesen newen jar.

2. Umb jhrent willen trag ich weis,
in meines hertzen grund,
Mein hertz das steht mit gantzem fleis,
nach jrem roten mund.
Darnach setz ich all mein gedancken,
beyde tag und auch die nacht,
darnach gehe ich so manchen gang,
die zeit wird mir nimmer zu lang,
wenn ich sie schawen mag.

3. Roter farbe der hab ich leider viel,
in der lieb so brent mir mein hertz,
Das sie das nicht erkennen wil,
das bringt mir sicher schmerz.
Das sagt ich jr von hertzen gern,
ach möcht ich bei jr sein,
ich hoffe das sie ja schier,
jr junges hertz zu mir kehr,
wo ich im elend bin.

4. Blaw bistu lieb von mir gewert,
in rechter stetigkeit,
Wüst ich was dein hertz begert,
das solte dir sein bereit.
Daran soltu kein zweiffel han,
mit trewen ich dich mein,
ich wil in deinem dienste stehen,
dieweil ich das leben hab,
bis ans ende mein.

5. Grawe farb bringt mir pein,
mit seuffzen und auch mit klagen,
Also ich ein trüblichen schein,
in meinem hertzen trage.
Das sie solchs nicht erkent,
mein meiden bringt mir pein,
mein hertz jr manchen seuffzen send,
ich hoffe es werde schier ein end,
das ich bey jr möcht sein.

6. Gelber farb hat sie mich vermant,
da sie mir begegnet die seuberliche,
Ich sehe sie gern, hat sie erkant,
das macht mich freudenreiche.
Sie bot mir jren roten mund,
meins leids vergas,
ich danckte jr zur selbigen stund,
mein hertz in grossen freuden stund,
da ward mein sorgen ein end.

7. Schwartze farb mich erschreckt,
es mus ein scheiden sein,
All meine freude hat sich bedeckt,
unter jrem finstern schein.
Gott gesegen dich lieb zu aller zeit,
scheiden bringt mir die gröste pein,
tag unnd nacht denck ich mit fleis,
wo ich bin fern unnd weit,
vergesse ich dein nimmermehr.

Collection: 
1582

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