LVI. (56)
1. Umb deinet wegen bin ich hir,
hertzlieb vernim mein wort,
All mein hoffnung setz ich zu dir,
daraus treib ich kein spott.
Las mich der trew geniessen,
hertzallerliebste mein,
thu mir mein hertz aufschließen,
schleus mich hertzlieb hinein.
2. Man hat uns beyde belogen,
das weistu feins lieb wol,
Das haben die falschen kleffer gethan,
seind mir und dir nicht hold.
Wir wöllens jhn wider gelten,
rath zu mein trewer schatz,
doch wil ich dich lieb haben,
den kleffern zu neid und haß.
3. Bey meines bulen haupte,
da steht ein güldener schrein,
Darin da ligt verschlossen,
das junge hertze mein.
Ach Gott hett ich den schlüssel,
ich würff jhn in den Rein,
wer ich bei meinem bulen,
wie könt mir bas gesein.
4. Bey meines bulen füssen,
da fleust ein brünlein klar,
Und wer das brünleins trincket,
der junget und wird nicht alt.
Ich hab des brünleins getruncken,
gar manchen stolzen trunck,
viel lieber wolt ich küssen,
meins bulen roten mund.
5. In meines bulen garten,
da stehen viel blümelein,
Ach Gott möcht ich jr warten,
das wer meim hertzen ein freud.
Die edle rose brechen,
denn es ist an der zeit,
ich traw sie wol zu erwerben,
die mir im hertzen leit.
6. In meines bulen garten,
da stehn zwey beumelein,
Das eine tregt muscaten,
das ander negelein.
Die muscaten die sind süsse,
die negelein die seind reß,
die geb ich meines feinen bulen,
dz er mein nit vergess.
7. Zu dienst sey das gesungen,
der allerliebsten mein,
Ihr lieb hat mich bezwungen,
ich kan jr nit feind gesein.
Dieweil ich hab das leben,
das glaub sie mir fürwar,
wil ich sie nit auffgeben,
und lebt ich tausent jar.
8. Der uns dis liedlein new gesang,
so wol gesungen hat,
Das haben gethan zwen reuter,
zu Grimme in der stadt.
Sie habens so wol gesungen,
beim meth unnd kühlen wein,
dabey da ist gesessen,
der wirtin töchterlein.