Lucanus an Fausta

Wenn deinen herrlichen Leib mit lässig schaukelnden Schritten
an mir vorüber du trägst, ... es werfen die lustreichen Schenkel
schattige Falten im glänzenden, dünnen Gewebe, ... bebe ich, Fausta!
Wenn du mich anblickst, - mein Herz bis tief in sein Tiefstes erkennend,
wenn du mir lächelst, wie selbst unter Schleiern verborgen,
wandelst den Lorbeer zu aphrodisischen Rosen du mir am Haupte.
Oft erträum ich's, dein Bild so wie in vergoldetem Spiegel
einzufangen im Lied. - Doch vor dem Brand deiner Schönheit
welken die Lieder mir hin, die lang schon erdachten und auch ein Frühling
noch nicht erblühter.

Aus: Alma Johanna Koenig Liebesgedichte
F. G. Speidel'sche Verlagsbuchhandlung Wien und Leipzig 1930

Collection: 
1930

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Nun lern ich's, mich zu freuen
wie ich es nie gekonnt.
Tagtägliches Erneuen
ist heimlich übersonnt.

Ich weiß nicht wie mir würde,
käm Liebe noch einmal.
Sie war so große Bürde,
sie war so lange Qual....

Schon kommt die Jugend, so wie Amseln kommen:
du hältst nur still und äugend sind sie da!
Ich habe manche Beichte schon vernommen
sehr junger Herzen, denen süß geschah.

Halt ich noch stiller, wird's vielleicht geschehen,
daß...

Jeden stillen Abend bet ich für dich,
sonst fänd ich nicht Schlaf noch Rast.
Mit gefalteten Händen nehm ich auf mich,
was vielleicht du gesündigt hast.

Jeden stillen Abend küss ich dein Bild,
- ich hab mich bescheiden gelernt...

Soll ich, nach so langem, krankem Sehnen
endlich fremdes Land bestaunen?
Endlich lehnen
an der Reling weißen Schiffes,
heißen Griffes
meine bange Hand in deiner braunen?

Wird die fremde Küste nicht entgleiten,...

Schon immer war mir der Frühling freund
wie jedem, der ihn besang,
doch diesjahrs kommt er bekränzt und gebräunt
und mit lachendem Überschwang.
Er gibt mir Wiesen und Hain und Wald,
eigen Hof, eigen Haus und Getier
...