Liebe

Und wenn auch Nichts mein eigen bliebe,
Als nur der Schmerz,
Noch immer weht ein Ton der Liebe
Mir durch das Herz.

Der Lerche Sang, ein Blick in Thränen,
Der Sterne Lauf
Regt neue Neigung stets und Sehnen
Im Busen auf.

Ein Funken ist's von jener Liebe,
Die Rings die Welt
In glutumwalltem Flammentriebe
Zusammenhält.

Es ist ein Hauch von jenem Wüthen
Und Schöpferdrang,
Dem einst mit Dornen und mit Blüthen
Das All entsprang.

Ein Stern ist's, der durch Nebelschleier
Sanft leuchtend geht,
Und wirkt wie fromm zur Sonntagsfeier
Ein still Gebet. (S. 72)

Collection: 
1869

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I.
Zum Eingang
Mitten in des Winters Tosen
Ist ein Frühling mir erblüht,
Daß ein Strauß von Liederrosen
Rings in holder Fülle glüht.

Was kein Lenz in seiner Schöne
Hat die Liebe nun vollbracht,...

O sprich es aus dieß eine Wort,
Gesteh', daß du vergibst,
Gesteh', daß du auch heute noch
Aus vollem Herzen liebst.
Und was auch Neid und Bosheit spricht
Und lästert allerwärts,
O glaub' den fremden Zungen nicht...

So wirst du nie mir ganz gehören,
Nie, niemals ganz die Meine sein?
Das Schicksal glaubt' ich zu beschwören,
Aus deinem Munde sagt es: Nein.
Ich liebte dich und durft' es wagen,
Zu dir drängt' all mein Leben sich;
Nun...

So halt' ich nun dein liebes Bild,
Das du mir gabst, in meinen Händen;
Denn Tröstung soll es hold und mild
In meiner Einsamkeit mir spenden.

Ich will in mancher stillen Nacht
Mich in das Anschau'n ganz versenken,
...

Ja, besser ist's von dir zu lassen,
Um niemals wieder dich zu seh'n;
Du bist zu schön, um dich zu hassen,
Und unerhört bleibt doch mein Fleh'n.
Des Herzens glühendes Verlangen
Ersticken, das so mächtig spricht,
Wenn...