Jahreswende

 1913

Ich lob’ es nicht, das alte Jahr,
Ich schimpf’ es nicht. So wie es war,
So wie es jetzt noch vor uns steht,
Ehdenn es ganz von hinnen geht,
Verbraucht und alt, die Taschen voll
Von unerfüllten Wünschen, soll
Es meinethalb vergessen sein!

Das neue tänzelt nun herein,
Mit falschem Lächeln im Gesicht,
Die Augen leuchtend, und verspricht
Dem einen dies, dem andern das,
Und allen viel, und jedem was
Und spitzt das Maul, ist zuckersüß,
Das richtige Spinatgemüs!
Dem sag’ ich – gebt mir erst noch Punsch! –,
Dem sag’ ich: Ich hab’ keinen Wunsch.
Bring, was du mußt, nicht, was ich mag,
Und fahre ab am letzten Tag!

Collection: 
1922

More from Poet

  • Christabend.
    Knirschender Schnee.
    Eisige Blumen
    An allen Fenstern.
    Wie sitzt es sich wohlig
    Im warmen Zimmer
    Hinter der dampfenden
    Punschterrine,
    Lachende Augen um mich herum.
    Fröhliche Worte
    Und frohe Herzen.
    Ei,...

  • Mama schöpft aus dem Punschgefäße,
    Der Vater lüftet das Gesäße
    Und spricht: „Jetzt sind es vier Minuten
    Nur mehr bis zwölfe, meine Guten.

    Ich weiß, daß ihr mit mir empfindet,
    Wie dieses alte Jahr entschwindet,
    Und daß ihr Gott in seinen Werken...

  •  1913

    Ich lob’ es nicht, das alte Jahr,
    Ich schimpf’ es nicht. So wie es war,
    So wie es jetzt noch vor uns steht,
    Ehdenn es ganz von hinnen geht,
    Verbraucht und alt, die Taschen voll
    Von...