Glut-Vogel

Glut-Vogel singt im Garten wenn es dunkelt.
Ich liege Nacht für Nacht versteckt im Busch,
Doch immer zwingt mich Schlummer wenn er naht
Und sich im krausen Kranz der Purpurstrahlen
Auf meine liebste Birke niederläßt
Und singt ... ich liege wie erstarrt im Schlaf
Und meine Hand ist machtlos ihn zu fangen.

Da nahm ich eine Laute, deren Saiten
Von Golde waren, der entquoll ein Lied,
Das mir den Vogel vor dem Dunkel noch
Zum Garten lockte . . . und der Schlaf blieb fern -
Glut-Vogel kam - es fing ihn meine Hand -
Jetzt wohnt er hoch im Käfig auf der Birke
Und sein Gefieder macht das Dunkel hell.

Er blitzt und blendet im erglühten Laub,
Doch seine Stimme schweigt - mein Garten muß
Das Lied entbehren, dem im Schein der Sterne
Die Blumen sich erschlossen - Trauer fügt
Das Laub zusammen und verhüllt den Glanz
Von allen Lichtern ...
und ich breche rasch
Das goldne Gitter auf und wende mich
Von heller Stätte in des Gartens Dunkel,
Um nicht zu sehen wie der Vogel flieht.

Nun kommt er jede Nacht im Sternenschein
Zum Baum zurück, der meine Träume schützt
Und leuchtet meinem Garten wie die Sonne.
Sein Lied fließt mit den Strahlen in das Rund.
Dann wenn des Morgens kühler Hauch mich weckt,
Liegt eine goldne Feder mir zu Häupten.

Collection: 
1938

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