Sie hatten sich nimmer gehaßt,
Sie hatten sich nimmer geliebt;
Sie nahmen sich selbst und sie nahmen das Glück,
So wie die Stunde es giebt.
Sie waren zusammen erblüht;
Sie hatten sich täglich geschaut;
Sie hatten gespielt in vergangener Zeit
Den Bräutigam und die Braut.
Als einmal sie scheiden gemußt,
Da wurden die Wangen nicht naß -
Sie schieden mit Lächeln – doch merkten sie bald:
"Es fehlt!" – sie wußten nicht was.
Es fehlte – sie wußten nicht was -
Sein Plätzchen am Tische blieb leer.
Und knarrte die Stiege und hallte ein Schritt,
Sie glaubt' und hofft', es sei er.
Er grübelte stumm und verstimmt;
Doch hallte vom Thurme es neun,
So wollte wie immer er eilen zu ihr,
Und sonst mocht' Nichts ihn zerstreun.
So dachte sie immer an ihn,
So dachte er immer an sie -
Sich nimmer gehaßt und sich nimmer geliebt,
Vergessen doch sie sich nie.
Wie endlich sie nun sich vereint,
Da lächelt ein gnädig Geschick -
Sie eint' eine milde und heilige Macht
Und segnend grüßet das Glück.