I.
Beschwörung
(Als Prolog)
Empor aus Eurer Gruft, Ihr todten Stunden!
Noch einmal sei's durchlebt und durchempfunden,
Wie wild zwei Seelen für einander brannten,
Die doch trotz aller Gluth sich nie gefunden,
Die sich verblendet quälten und verkannten,
Bis sie zuletzt sich kalt und höhnisch trennen.
Was dann erfolgt, nur Thränen können's nennen,
Das arme Wort erschrickt vor solchen Wunden!
Mit lächelnd kalten Lippen habe ich
Noch alles Glück gewünscht und allen Frieden,
Und bin erhob'nen Hauptes dann geschieden.
Ihr, die es mit erlebt, pries't sicherlich
Als höchst vernünftig mich, - nur habe ich
Von einer Kleinigkeit Euch nie gesprochen;
Daß nämlich mir dabei das Herz gebrochen.
II.
Nachtgesang
Sanft sei Dein Schlaf! Auf Deine weichen Locken
Leg' segnend sich die Hand des Herrn.
Der Lüfte Athmen möge stocken
Und Alles schweigen nah und fern;
Die Vöglein schauen stumm Dir zu,
Kein Laut, kein Hall, Nichts störe Deine Ruh'.
Sanft sei Dein Traum! Es soll Dein Haupt umfächeln
Schönheit und Frieden hold vereint.
So oft magst Du im Traume lächeln,
Als meine Sehnsucht nach Dir weint;
Sei wachend streng, doch träumend mild,
Verkläre einmal doch mein traurig Bild!
III.
Wenn Du von Hoffnung nicht verlassen
Wenn Du von Hoffnung nicht verlassen,
Gefoltert von der Sehnsucht Plagen
Statt Gegenliebe feindlich Hassen
Und Hochmuth nur davon getragen:
Wenn Du verweinet nicht die Stunden,
Ob Dir in Thränen Trost noch bliebe,
Und Du sie doch nicht überwunden, -
Dann kennst Du nicht die ew'ge Liebe!
Nur Der allein kann sie ermessen,
Den tausendarmig sie umschlinget,
Der kämpfend, ringend zu vergessen,
Doch dies Vergessen nicht vollbringet:
Nur Der, ob qualvoll Stund' um Stunde
Dem Ungeliebten auch zerstiebet,
Der, ob er auch von dieser Wunde
Den Tod voraussieht, dennoch liebet.
IV.
Einziges Geständniß
Es ist umsonst, ich kann das Wort nicht sprechen!
Ich sehe feindlich nur nach Dir hinüber,
Gleichgiltig scheinend wandl' ich Dir vorüber,
Mag Innen auch dabei die Seele brechen.
Wenn Deine Lippen meine Gluth verlachten!
Das ist es, was ich nimmer könnte tragen;
Ich würde selbst mir in das Antlitz schlagen,
Ich müßte selbst auf ewig mich verachten.
So schweig' ich denn; in meines Lebens Neige
Will ich des Eigenhasses Gift nicht träufen,
Nicht will ich selbst mein Todtenmal mir häufen,
Ich seh' Dich an und sterbe, - doch ich schweige.
Die Nachtigall, die bald auf meinem Grabe
Ihr Nest erbaut in holden Frühlingstagen,
Und dies Gedicht, sie mögen Dir einst sagen,
Ob ich und wie ich Dich geliebet habe.
V.
Fraget nicht
Von Gram umhüllt
Den düstern Blick,
Von Schmerz erfüllt
Um mein Geschick,
Geh' ich herum
Im Dämmerlicht;
Ihr fragt, warum?
O fraget nicht.
Kein Vogel singt
Ein Trostlied mir,
Ach, keiner bringt
Ein Wort von Ihr.
Mein Mund zuckt stumm,
Mein Auge bricht;
Ihr fragt, warum?
O fraget nicht.
O fraget nicht,
Was mich erdrückt,
Was mein Gesicht
So wild durchzückt.
Kein menschlich Wort
Gibt Euch Bericht;
D'rum laßt mich fort,
Und fraget nicht! (S. 181-182)
VI.
Ahasver
Mir hat die Liebe sich in Fluch gewandt,
Da das Geschick Dein Herz mir nicht vergönnte;
Nun flehe ich mit mattgerung'ner Hand
Nur noch um ein's: daß ich Dich hassen könnte.
Wahnsinnig Fleh'n! Er lastet todesschwer,
Und fort und fort schlepp' ich an diesem Fluche.
So sucht den Tod der ew'ge Ahasver,
Wie ich Dich oder - Dich zu hassen suche.
VII.
Zur Nacht
Friede deckt die ganze Erde,
Süßer Friede rings umher,
Alles, Alles ist entschlafen,
Selbst der Sorgen bitt'res Heer.
Träume schüttet auf die Müden
Eines Gottes milde Hand,
Und wer wachend Fesseln schleppet,
Wandelt an der Freiheit Strand.
Alles schläft und Alles träumet,
Friede decket Alles zu, -
Du nur, Du nur meine Seele
Giebst und giebst Dich nicht zur Ruh'.
VIII.
Oft ist es mir, als liebtest Du
Oft ist es mir, als liebtest Du,
Als kämpftest Du so sehr wie ich,
Als schlöße Stolz Dein Herz nur zu, -
Als litt'st Du auch so schwer wie ich.
Dann treibt es mich, dann reißt mich's fort:
"Ein Wort! Das Heil erwirbt es Dir."
Und doch, kaum nah' ich Dir, dies Wort,
Auf zuckender Lippe stirbt es mir.
Wir grüßen uns so eisig dann,
Und scheiden kälter noch als je;
Mit keinem Blick' seh' ich Dich an,
Und liebe mehr Dich doch als je.
Wenn es so wäre, und auch Du,
Schlaflosen Kummers Bild wie ich,
Die Nacht durchgrolltest ohne Ruh,
Verzehrt von Gluthen wild wie ich:
Nie würd' uns das vom Gott verzieh'n,
Der einst aus Liebe trug das Kreuz,
Daß unser sünd'ger Hochmuth ihn
Zum zweiten Male schlug an's Kreuz!
IX.
O Gott vernichte diesen Stolz!
Ich weiß ja, Liebe läßt erwerben
Sich nur durch Demuth, brich, o brich
Mir diesen Starrsinn d'rum in Scherben.
Es ist vielleicht mein Lebensglück,
Das mir so nah' vorüberschreitet,
Das ich errungen hab', sobald
Das Wort von meiner Lippe gleitet.
Dies eine Wort, o lehr' es mich,
O lehre beugen mich die Kniee!
Sieh' diese Gluth, die mich verzehrt,
Das Elend meiner Nächte siehe;
Doch, was ich auch schon Alles litt,
Lass' mich's noch tausendfach erleiden,
O Gott, nur lehre dieses Wort, -
Nur lehr' es Eines von uns Beiden!
X.
Kalte, herbe Worte sprichst Du
Kalte, herbe Worte sprichst Du,
Und doch kränkt' ich Dich in Nichts,
Und der Hoffnung Blüthe brichst Du,
Die so sehr bedarf des Lichts.
Könntest in mein Herz Du schauen,
Das Du jetzt so kalt verbannst,
Fassen müßte Dich ein Grauen,
Daß Du nicht erwiedern kannst.
Frevel ist's, wenn aus dem Hafen
Du den müden Schiffer jagst,
Ja, das Schicksal wird es strafen,
Daß Du Alles ihm versagst;
Denn ich will ja nicht erringen
Deinen Vollbesitz, o nein,
Will nicht Lieb' einmal erringen, -
Nur gehaßt will ich nicht sein!
XI.
Kalte Hände, warme Liebe,
Warme Liebe, kaltes - -
Es pressen sich eisige Hände
Auf's pochende, flammende Herz,
Und hinter den kältesten Lippen
Versteckt sich der sengend'ste Schmerz.
Heiß brennende Thränen rinnen
Schneebleiche Wangen herab,
Und oft in gefrorene Erde
Senkt tropische Gluth man hinab.
Auf Deine Frühlingswangen
Fall' meiner Thränen Brand,
Doch lass' auf Dein kaltes Herze
Mich legen die kalte Hand.
Zu meinen frostigen Lippen
Gieb Deiner Gluthlippen Scherz,
Nimm meine eisigen Hände,
Und gieb mir Dein eisiges Herz.
Sonst sproßt trotz Hagel und Winter
Eine Palme aus meinem Grab,
Und verräth der erfrornen Welt, wie
Ich einstens geglühet hab'.
XII.
Halte fest!
Längst hast Du ja entsagt dem Frieden, -
Und dennoch trifft Dich dieser Schmerz?
Sie liebt Dich nicht! Nun ist's entschieden,
Nun gilt's, nun halte fest mein Herz.
Nie darf sie Deine Tiefen sehen,
Nie reiße der Moment Dich fort;
Ob Du auch zuck'st in wilden Wehen,
Geboren werde nie das Wort.
So sei's, so soll es stets geschehen!
Ob auch die Brust der Wahnsinn preßt,
Kein Blick, kein Ton soll es gestehen.
So gilt's, mein Herz; so halte fest!
XIII.
Niemand ahne Deinen Jammer,
Ob er Dich auch ganz erdrückt.
Tob' ihn aus in stiller Kammer,
Doch vor Ander'n sei beglückt.
Wenn um Deines Elend's Blöße
Du des Hochmuth's Purpur schlägst,
Fühl'st Du nicht des Schmerzes Größe,
Fühl'st Du nur, daß Du ihn trägst.
Hochmuth hilft Dir zu betrügen
Jede Pein, die Dich durchglüht;
Mit der Kälte in den Zügen,
Kommt auch Kälte in's Gemüth.
XIV.
Soiree
Ein prächt'ges Fest, und Sie die Rose
In diesem stolzen Damenflor!
Ei wie empfängt Sie und umdrängt Sie
Der Lieutenants bewundernd Corps.
Sie aber scheinen mißgelaunet;
Gleichmäßig gegen Alle zwar,
Doch auch gleichgilt'ger noch und kälter,
Wie Ihre Sitte sonst es war.
Da seh'n Sie mich. Was zuckt so plötzlich
Auf Ihre Wangen höh're Gluth?
Ich schrecke Sie aus Ihrer Ruhe, -
Wie, wären Sie mir dennoch gut?
Nun nah' ich mich. Welch' jähe Wandlung?!
Jetzt lachen Sie und scherzen laut,
Und mit dem ersten besten Laffen
Wie thun Sie freundlich, wie vertraut.
Mich aber mich erschau'n Sie gar nicht,
Wiewohl ich dicht bei Ihnen bin,
Und strahlend fliegen zur Quadrille
Sie mit dem dümmsten Jungen hin.
Wie das? So gnädig gegen Alle,
Nur gegen mich voll Uebermuth,
Nur gegen mich so gänzlich anders, -
Wie, wären Sie mir dennoch gut?
XV.
Und wieder wankt mir unter'm Fuße
Und biegt und bricht der schwanke Steg.
O zeigt kein Engel mir, kein Gott denn
Aus diesem Labyrinth den Weg?
Schon glaubte ich das Ziel errungen,
So schmerzlich es auch war, so schwer,
Und doch jetzt stößt es mich auf's Neue
Hinaus in's wüste Zweifel-Meer.
Unsel'ges Herz, gieb Dich zur Ruhe
Was schwelg'st Du denn in dieser Noth?
Du kannst den Zweifel nicht ertragen,
Doch die Gewißheit wird Dein Tod.
XVI.
Schmähung
Ich zürne Dir, weil ich Dich lieben muß,
Ich schmähe Deinen Reiz, der mich vernichtet,
Den Lippen fluche ich, nach deren Kuß
In wilder Gluth sich all' mein Trachten richtet.
Du bist an meinem Himmel der Komet,
Der das entsetzte Herz in Winternächten
Um Rast und Schlaf betrügt, mein Geist vergeht
Anheimgefallen Deinen Circemächten.
Du bist mein Vampyr, nimm das Letzte mir,
(So plündern einen Bettler wohl noch Diebe),
Du bist, - o Gott! Du bist und bleibest mir
Das schöne Weib, das ich so zärtlich liebe!
XVII.
Um Mitternacht
Ich habe Dich in einem Traum geschaut,
Ernst war der Ort und feierlich die Stunde;
Du trat'st zu mir im Schmucke einer Braut
Und hobst die Hand und sprachst mit bleichem Munde:
"Mein Bräutigam!" Da wollt' ich Dich umfah'n,
Doch Du fuhrst fort in leisem Flüstertone:
"Du hast das Grausamste an mir gethan,
Mein Myrthenkranz ist eine Witwenkrone."
Da fuhr ich auf; durch mein erschrocknes Herz
Nachklang das Echo noch von jenem Tone:
"Mein Bräutigam." Und aufschrie ich vor Schmerz:
"Mein Myrthenkranz ist eine Witwenkrone."
XVIII.
Freies Sonett
Auch dieses noch. Ich muß zur Hefe leeren
Den Kelch, von dem ein Tropfen schon vernichtet;
Die Reue spricht, um meine Pein zu mehren:
"Du bist nach ew'gem Recht so hart gerichtet!"
Sie winkt, und mich umkreisen die Medusen
Verblich'ner Schatten, die ich kaum beschwichtet
Mit meinem Herzblut; im entsetzten Busen
Steh'n sie auf's Neue ehern aufgerichtet.
Ja frevelnd spielte ich mit manchem Herzen,
Das gläubig meiner Treue sich befehlend
Mich liebte, bis es sank von Undanks Erzen.
Du hast ein Recht auf mich, Du Gott der Schmerzen,
Den Pfeil für mich mit stärkstem Gift beseelend:
Hier meine Brust, verdient hab' ich mein Elend!
XIX.
Eigne Wahl
Wir könnten glücklich sein und wollen's nicht,
Freiwillig tragen wir den stolzen Jammer,
Und stoßen tief den Dolch in's eig'ne Fleisch.
Du lächelst kalt mit spottverzog'ner Lippe,
Und dennoch sitzt der Tod in Deinem Busen,
Und Du vergeh'st in wilden Liebesgluthen.
Wir hassen uns und könnten endlos lieben,
Wir fliehen uns und könnten Brust an Brust ruh'n,
Wir sterben statt im Götterrausch zu leben.
Mein arges Herz, wann ist es denn genug?
Du schlachtest nicht allein Dein ew'ges Heil,
Das ihre fällt ja auch vor Deinem Götzen.
Mein arges Herz, und Du mein ärg'res Lieb,
Wann ist's genug? Wann ist der Stolz gesättigt,
Der uns zum Tode schleift? Wann ist's genug?
XX.
Auf der Post
"Die Wetterfee ist Ihnen
Gar hold und wohlgeneigt."
So spricht er zu der Dame,
Die in den Wagen steigt.
"Ich wünsche Ihnen Alles,
Was nur Ihr Herz begehrt,
Und dächten je Sie meiner,
So wär' ich sehr geehrt!"
Die Tanten und Verwandten
Umarmt sie noch einmal,
Und Abschiedsthränen fließen
Ohn' End' und ohne Zahl.
Da schmettert laut das Posthorn,
Der Wagen rollt hinaus;
Die Tanten und Verwandten
Begeben sich nach Haus.
Er aber lehnt am Eckstein
Und starret nach und sinnt,
Und beißt sich auf die Lippen,
Daß Blut herniederrinnt.
XXI.
Das waren dumme Worte,
Die er zum Abschied sprach;
Wer sah wohl, daß in jedem
Die stolze Seele brach?
Selbst jetzt zum Abschied fand er
Noch nicht das richt'ge Wort,
Sie harrte d'rauf, - vergebens,
Und schweigend zog sie fort.
So war es stets gewesen;
Sie hatten stets verschmäht,
Was Ihnen zugedacht war,
Und nun, - nun ist's zu spät.
Vernünft'ge Leute schütteln
Den Kopf zu dieser Mähr;
Es wär' auch schier zum Lachen,
Wenn's nicht so schrecklich wär.
XXII.
Zum Thor' hinaus in's Freie zieh' ich
Entlang die knospende Allee,
Und stille wird's im wilden Busen,
Wie ich so stille weiter geh'.
Da kommt die Post vom nächsten Städtchen,
Und laut erschallt des Schwagers Gruß;
Der bläst und schmettert so gewaltig,
Daß schier das Horn zerspringen muß.
Doch springt es nicht. Mich aber packet
Bei diesem Ton der alte Schmerz.
Doch springt es nicht. Bei Gott, solch Posthorn
Trägt fast dasselbe wie ein Herz.
XXIII.
Der Eckstein
Vom heißen Lager reißt es mich empor
Und treibt und stößt mich durch die öden Gassen.
Wie stumm, wie todtenstill umher. Es ist
Entschlafen jedes Dulden, Lieben, Hassen.
Nur mich, mich scheucht es vorwärts ohne Rast,
Und zerrt mich nach dem Posthof immer wieder,
Und auf den grauen Stein im alten Thor
Da sinkt der mitternächt'ge Wand'rer nieder.
Der Mond scheint blaß und kummervoll herab,
Als wüßt' und theilte er des Wandrer's Wehen;
Der aber starrt und starrt nur nach dem Platz,
Wo er zum letzten Male sie gesehen.
XXIV.
Ein Bettelweib mit wunden Füßen
Schleppt Morgens sich zu jenem Stein,
Ein nacktes Kind am leeren Busen,
So hockt sie dort Tag aus, Tag ein.
Elendes Weib, der Dir da eben
Die reiche Silbermünze gab,
Du ahn'st wohl nicht, er lös't Dich nächtlich
Auf jenem grauen Steine ab.
XXV.
O jener Stunden denke nie
O jener Stunden denke nie,
Die mich mit Dir vereinigt sah'n,
An uns're Lieb' und unsern Stolz
O denke nie, o nie daran.
Denn wüßt' ich, daß Du eben so
Wie ich an jene Tage denkst,
Daß Du, wie ich schlaflos und krank
In ihr Erinnern Dich versenkst:
Daß auch an Deinem Bett die Reu
So wie an meinem Lager steht, -
Das trüg' ich nicht, da hülfe mir
Kein Stolz, kein Fluchen, kein Gebet!
Ich schleppe schon genug daran,
Daß ich allein so elend bin:
Doch wüßt' ich auch noch elend Dich,
Das schmetterte mich gänzlich hin.
Lass' mir den Wahn, daß Du vergaß'st,
Lass' mir den einz'gen letzten Trost,
Daß die Erinn'rung jener Zeit
Nur mir allein die Brust durchtost.
So büß' ich ab, was ich verbrach,
Was ich an Dir, an mir gethan.
Du aber, daß wir einst geliebt,
O denke nie, o nie daran!
XXVI.
Epilog
Es liegt Dir im Antlitz des Abendroths Schein, -
Wie haben wir einstens so sehr uns geliebt!
Nicht konnten der Gluth wir Leben verleih'n,
In Thränen ist sie und Seufzern zerstiebt.
Ich hatte gezittert Dich wieder zu seh'n,
Ich wollte entfliehen, doch riss' es mich fort,
Und nun, da Auge in Auge wir steh'n,
Da stockt mir der Athem, versagt mir das Wort.
Dort tauchet die Sonne in's neblichte Thal, -
O lasse des Glückes Flucht uns bereu'n!
Du lächelst so traurig, ja, lass' noch einmal
Den alten zertretenen Traum uns erneu'n!
XXVII.
Nein schweige! Wolle nicht ermessen,
Was frevelnd ich an Dir vollbracht;
Ich will es Dir ja auch vergessen,
Um welches Glück Du mich gebracht.
Was hilft das Wort? Nicht kann es geben
Zurück uns dir verlor'ne Zeit.
Versäumte Lieb', versäumtes Leben,
Und nicht zu heilen ist dies Leid.
Ja, rief' auch uns're heiße Reue
Die Zeit uns einmal noch zurück, -
Wir brächten uns doch nur auf's Neue
Um das uns zugemess'ne Glück.