"O diese rothen Wangen!
O dieses goldne Haar!
Verstrickt! In Wahn gefangen!
Gefesselt wunderbar!
Dich sah' ich und ich kannte
Nur den Gedanken: "Mein!"
Die schönste Frühlingsblume
Muß mir gebrochen sein!" -
Da trat mit scheuem Fuße
Herein die blonde Maid;
Sie neigt' sich, wie zum Gruße
Nach abgewandter Seit'.
Der Diener sprach: "Da drüben
Steht euer hoher Gast!"
Da neigte sie sich wieder,
Verlegen und mit Hast.
"Welch anmuthvolle Weise!
Ein Engel, und ein Kind!"
Der Diener raunte leise:
"Verzeiht Herr! sie ist blind!"
"Blind?" Einen Schritt zurücke
Der stete Sieger sprang.
"Blind! das sind Teufelsstricke! -
Wie ist mir seltsam bang!"
Er sinnt. – Dann milder Weise
Er zu dem Mädchen spricht:
"Glück deiner Lebensreise!
Und mich – mich fürchte nicht!
Ist deiner Augen Schimmer
Auch stets verschleiert nur,
Dich wahrt, dich schützet immer
Das Auge der Natur!
Wer deinen Mund entweihet,
Die Schönheit wunderbar,
Der ist vermaledeiet
Ein Thier – ist ein Barbar!" -
Das Mädchen steht erröthend,
Holdlächelnd da und spricht:
"Ihr meint es gut, das fühl' ich,
Doch ich versteh' euch nicht!" –