In ein altes Stammbuch

IN EIN ALTES STAMMBUCH
Immer wieder kehrst du, Melancholie,
O Sanftmut der einsamen Seele.
Zu Ende glüht ein goldener Tag.

Demutsvoll beugt sich dem Schmerz der Geduldige
Tönend von Wohllaut und weichem Wahnsinn.
Siehe! es dämmert schon.

Wieder kehrt die Nacht und klagt ein Sterbliches
Und es leidet ein anderes mit.

Schaudernd unter herbstlichen Sternen
Neigt sich jährlich tiefer das Haupt.

Collection: 
1913

More from Poet

  • ZU ABEND MEIN HERZ
    Am Abend hört man den Schrei der Fledermäuse.
    Zwei Rappen springen auf der Wiese.
    Der rote Ahorn rauscht.
    Dem Wanderer erscheint die kleine Schenke am Weg....

  • WINTERDÄMMERUNG
    An Max von Esterle

    Schwarze Himmel von Metall.
    Kreuz in roten Stürmen wehen
    ...

  • WINKEL AM WALD
    An Karl Minnich
    Braune Kastanien. Leise gleiten die alten Leute
    In stilleren Abend;...

  • VORSTADT IM FÖHN
    Am Abend liegt die Stätte öd und braun,
    Die Luft von gräulichem Gestank durchzogen.
    Das Donnern eines Zugs vom Brückenbogen —
    Und Spatzen flattern über Busch und...

  • VERKLÄRTER HERBST
    Gewaltig endet so das Jahr
    Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
    Rund schweigen Wälder wunderbar
    Und sind des Einsamen Gefährten.

    Da sagt der Landmann...