Die verliebte Verzweiflung

 
Gewiß! der ist Beklagens werth,
Den seine Göttinn nicht erhört;
Dem alle Seufzer nichts erwerben.
Er muß fast immer schlaflos seyn,
Und weinen, girren, winseln, schreyn,
Sich martern und dann sterben.

Grausame Laura! rief Pedrill;
Grausame! die mein Unglück will,
Für dich muß ich noch heut erblassen.
Stracks rennet er in vollem Lauf
Bis an des Hauses Dach hinauf,
Und guckt dort in die Gassen.

Bald, als er Essen sah und roch,
Befragt er sich: Wie! leb ich noch?
Und zog ein Messer aus der Scheiden.
O Liebe! sagt' er: deiner Wut
Weih ich den Mordstahl und mein Blut;
Und fieng an, Brodt zu schneiden.

Nach glücklich eingenommnem Mahl
Erwägt er seine Liebesqual,
Und will nunmehr durch Gift erbleichen.
Er öffnet eine Flasche Wein,
Und lässt, des Giftes voll zu seyn,
Sich noch die zweyte reichen.

Hernach verflucht er sein Geschick,
Und holet Schemel, Nagel, Strick,
Und schwört, nun soll die That geschehen.
Doch, ach! was kann betrübter seyn!
Der Strick ist schwach, der Nagel klein,
Der Schemel will nicht stehen.

Er wählt noch eine Todesart,
Und denkt: Wer sich erstickt, der spart,
Und darf für Gift und Strick nicht sorgen.
Drauf gähnt er, seufzet, eilt zur Ruh,
Kriecht in sein Bett und deckt sich zu,
Und schläft bis an den Morgen.

Collection: 
1775

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