Die Sonnenuhr

Was mag die Glocke seyn? Geh, sieh doch Schwager,
Im Garten auf die Sonnenuhr!
Sprach Junker Hans auf seinem Krankenlager
Zu seinem ländlichen Merkur.

Lips geht, und bringt nach langem Weilen
Die Sonnenuhr vors Kanape:
Da, Herr, seht selber zu! sprach er mit Heulen,
Gott weiß, daß ich vom Dinge nichts versteh.

Jüngst las mir Stanzius aus einer alten Fiebel
Den Schwank, und jauchzte wie ein Kind,
Der gute Mann weiß nicht, daß er sich seiner Bibel
Wie Lips der Sonnenuhr bedient.

Collection: 
1803

More from Poet

  • From the German by Charles Timothy Brooks “OLD man, God bless you! does your pipe taste sweetly? A beauty, by my soul! A red-clay flower-pot, rimmed with gold so neatly! What ask you for the bowl?” “O sir, that bowl for worlds I would not part with; A brave man gave it me, Who won it...

  • Der weise Diogen (der Tyll
    Der Philosophen) thronte still
    Und sorgenlos in seiner Tonne.
    Ein krummer Bettler von Athen
    Trat höhnisch vor ihn hin: Freund! geh mir aus der Sonne;
    Die Welt ist groß, sprach Diogen.
    Der Sanskülotte schwingt die Krücke:...

  • Nach seinem Tode kam ein deutscher Dorfsultan
    Der sich zum Krösus stahl, im Reiche Satans an.
    Hier sah er manchen Freund, Kollegen und Agnaten,
    Ja selber seinen Hofkaplan,
    Nach Standsgebühr, am sachten Feuer braten.
    Kein Wunder! Doch er sah auch seinen treuen...

  • Was mag die Glocke seyn? Geh, sieh doch Schwager,
    Im Garten auf die Sonnenuhr!
    Sprach Junker Hans auf seinem Krankenlager
    Zu seinem ländlichen Merkur.

    Lips geht, und bringt nach langem Weilen
    Die Sonnenuhr vors Kanape:
    Da, Herr, seht selber zu! sprach...