An Ferdinand Freiligrath.
Du drückst den Kranz auf eines Mannes Stirne,
Der wie ein Schächer jüngst das Blut vergoß,
Indessen hier die königliche Dirne
Die Sündenhefe ihrer Lust genoß;
Ich will ihm den Cypressenkranz gewähren,
Düngt auch sein Blut die Saat der Tyrannei –
Für ihn den milden Regen deiner Zähren!
Doch gegen sie die Blitze der Partei!
Partei! Partei! Wer sollte sie nicht nehmen,
Die noch die Mutter aller Siege war!
Wie mag ein Dichter solch ein Wort verfehmen,
Ein Wort, das alles Herrliche gebar?
Nur offen wie ein Mann: Für oder wider?
Und die Parole: Sklave oder frei?
Selbst Götter stiegen vom Olymp hernieder
Und kämpften auf der Zinne der Partei!
Sieh hin! dein Volk will neue Bahnen wandeln,
Nur des Signales harrt ein stattlich Heer;
Die Fürsten träumen, laßt die Dichter handeln!
Spielt Saul die Harfe, werfen wir den Speer!
Den Panzer um – geöffnet sind die Schranken,
Brecht immer euer Saitenspiel entzwei,
Und führt ein Fähnlein ewiger Gedanken
Zur starken, stolzen Fahne der Partei!
Das Gestern ist wie eine welke Blume –
Man legt sie wohl als Zeichen in ein Buch –
Begrabt’s mit seiner Schmach und seinem Ruhme
Und webt nicht länger an dem Leichentuch!
Dem Leben gilt’s ein Lebehoch zu singen,
Und nicht ein Lied im Dienst der Schmeichelei;
Der Menschheit gilt’s ein Opfer darzubringen,
Der Menschheit, auf dem Altar der Partei!
O stellt sie ein die ungerechte Klage,
Wenn ihr die Angst so mancher Seele schaut;
Es ist das Bangen vor dem Hochzeittage,
Das hoffnungsvolle Bangen einer Braut.
Schon drängen aller Orten sich die Erben
Ans Krankenlager unsrer Zeit herbei;
Laßt, Dichter, laßt auch ihr den Kranken sterben,
Für eures Volkes Zukunft nehmt Partei!
Ihr müßt das Herz an Eine Karte wagen,
Die Ruhe über Wolken ziemt euch nicht;
Ihr müßt euch mit in diesem Kampfe schlagen,
Ein Schwert in eurer Hand ist das Gedicht.
O wählt ein Banner, und ich bin zufrieden,
Ob’s auch ein andres, denn das meine sei;
Ich hab’ gewählt, ich habe mich entschieden,
Und meinen Lorbeer flechte die Partei!