Die Mutter

Was fällt doch meiner Mutter ein!
Vorzeiten ließ sie mich allein:
Jetzt keinen Augenblick.
Ich geh ins Feld, ich geh in Hayn,
Gleich hör ich sie von weiten schreyn:
„Heh, Mädchen, komm zurück!“

Wie ist der guten Mutter bang,
Als würde mir die Zeit zu lang?
Ja, dafür steh ich ihr.
Ich geh da, oder dorten hin,
Mein Thyrsis weiß schon, wo ich bin,
Und alsdann – – spielen wir.

Denkt sie, wenn sie nicht bey mir ist,
Daß mir der Wolf mein Schäfgen frißt?
Denn nie verläßt es mich.
Ey, ja doch, das hat große Noth:
Ich glaube, Thyrsis schlüg ihn todt:
Er liebt es mehr als ich!

Collection: 
1758

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Ja, die Vernunft bewaffnet mich:
Nun Amor, streit ich wider dich;
Du magst ein Gott, ich sterblich seyn:
Nur komm, und kämpf, wie ich, allein!

Ich sieg, und weis es im Voraus!
Nur darfst du, dieß bitt ich mir aus,
Den Bacchus nicht um Hülfe flehn...

Berette mit den gelben Haaren
Und todtenfarbigem Gesicht;
Jung am Verstand und alt an Jahren,
Will mich, allein ich mag sie nicht.
Themiren, die wie Rosen blühet,
Um die der Frühling Liljen flicht,
Nie Herzen preßt, nie spröd entfliehet,
Will...

Es irrt Cartesius; es ist ein leerer Raum,
Ich sehs an meinem Magen:
Denn dieser kann das Leere kaum
Minuten lang vertragen:
Er will mit ausgesuchtem Wein
Von oben angefüllet seyn,
Und scheint mich stets zu fragen:
Schenkst du nicht wieder ein...

Die Kehle tönt nicht ewig Lieder,
Den Fuß hebt nicht stets Frölichkeit:
Drum leert die Gläser, werthen Brüder,
Und singt und tanzt, noch ist es Zeit!

Was hilfts, wenn einst gleich alle Schönen
Mit Blumen euer Grab bestreun:
Jetzt lasset uns mit Rosen...

Thyrsis.
Mein Kind, laß nicht den Lenz verstreichen,
Mehr als mein Leben lieb ich dich.
Ach! Chloe, liebest du auch mich?
Willst du mir Hand und Herze reichen?

Chloe.
Das wird man dir auch gleich erzählen,
Ich sage weder Ja noch Nein.
...