Der Spieler

Spielen! ich möchte spielen!
Ist keiner, der gegen mich hält?
Ich bin ein Nichts auf der weiten Welt,
aber wenn dieser Würfel fällt,
bin ich König in der Taverne.
Alle, alle die vielen,
die ringsum sitzen, schielen
mißtrauisch und unverwandt
nach dem Becher in meiner Hand,
vergessen auf halbem Wege
den Krug zum Munde zu führen.
Am Fenster wird's plötzlich rege,
es drängt sich an allen Türen.
Solche, die mir zu ferne
saßen, um deutlich zu sehen,
ob ich gewann, ob verlor,
stehen
auf Stühlen und beugen sich vor.
Den Weibern, die mich umdrängen,
unruhig, atemlos, dicht,
zuckt es heiß in den Fingern
nach den lockenden, glitzernden, lichten,
runden, rollenden Dingern,
die vor mir sich zu Haufen schichten,
und alle hängen
mit Fragen an meinem Gesicht ...
Aber ich will sie nicht!
Die Würfel, die Würfel taugen
viel, viel besser für mich,
sind weißer als all die Leiber
der billigen, willigen Weiber
und ihre schwarzen Augen
sind schöner als all die vielen,
die nur nach dem Golde zielen,
sie sind die schönsten der Welt!
Spielen! Spielen!
Ist keiner, der gegen mich hält?

Aus: Alma Johanna Koenig Liebesgedichte
F. G. Speidel'sche Verlagsbuchhandlung Wien und Leipzig 1930

Collection: 
1930

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