Andromache · deiner gedenk ich! das flüsschen bescheiden
Und ärmlich – es spiegelte ehdem in seinem schooss
Die mächtige trauer deiner wittwenleiden:
Der trügende Simoïs durch deine thränen nun gross
Ist plötzlich in mein fruchtbar gedächtnis gedrungen
An jenem tag auf dem neuen Carrousel ..
Die Stadt wird mir fremd vor lauter veränderungen.
Ein menschenherz ach! verändert sich nicht so schnell.
Ich sehe nur noch im geiste die vielen baracken
Begonnene säulen und fässer am boden umher
Vom wasser der pfützen grün überzogene wacken
Und durch die fenster ein trödel kreuz und quer.
Dort war eine schaubude seltener tiere gewesen ·
Dort kam mir entgegen in kaltklarer morgenzeit
Wo wieder die arbeit erwacht und die rotte der besen
Zum stillen himmel verderbliche dünste speit:
Ein schwan – der fliehend seinen käfig verlassen ·
Mit flossigem fusse das trockene pflaster rieb ·
Das weisse gefieder zog auf den holprigen gassen
Und vor einem bach ohne wasser stehen blieb.
Er badete zitternd in dem staub seine schwingen
Und sprach im gedanken ans blaue heimatgefild:
Wann triffst du mich · blitz! wann wirst du mich · wolke · verschlingen!
Ich sah den elenden · unheilvoll seltsames bild ·
Zum himmel oft · wie der mann in Ovidi gedichten ·
Zum blauen himmel der lächelt mit grausamem spott
Auf zuckendem halse den kopf in die höhe richten
Als wende er sich in bittrem vorwurf an Gott.
Paris wird anders · doch meine betrübnis zu mildern
Vermag keine ändrung · gerüst und neuer palast
Und alte vorstadt – alles erscheint mir in bildern
Und meine erinnrungen wiegen wie bergeslast.
Vorm Louvre · wo ein bild mich erschütterte · dachte
Ich an meinen grossen schwan der vorüberschlich
Wie irr und wie die verbannten – erhabne verlachte
Und ewig von sehnsucht zernagte – und dann an dich ·
Andromache der man den grossen gatten entzogen ·
Dem stolzen Pyrrhus wurde als beute dein leib ·
Du über ein leeres grab in verzückung gebogen ·
Du witwe des Hector ach! und des Helenus weib.
Ich denke der negerin zehrung-erkrankt und hager:
Sie watet im schmutze und sucht mit fahlem gesicht
Der strahlenden Afrika glückliche palmenlager
Weit hinter den schranken sich türmender nebelschicht –
Und derer die sich um unwiederbringliches kränken
Das nie .. nie .. und derer die schöpfen am thränenteich ·
Am schmerz wie an einer gütigen wölfin sich tränken ·
Der mageren waisen die welken den blumen gleich.
Im walde worin mein geist in verbannung gesessen
Ertönt eine alte erinnrung mit markigem schall!...
Ich denke an schiffer auf einsamer insel vergessen
Und an die gefangnen · besiegten ... und anderen all!