Ich habe Mitleid mit dem eignen Herzen,
Es schlägt und schlägt und schlägt und schlägt und schlägt.
Man reimt es schon jahrhundertlang auf Schmerzen, -
Gefällt ihm das? - Es schlägt und schlägt und schlägt.
Ich selber gönne mir doch manchmal Ruhe,
Jedoch es schlägt und schlägt und schlägt und schlägt.
Es gibt doch Zeiten, wo ich garnichts tue ...
Mein Herz hingegen schlägt und schlägt und schlägt.
Ich denke mir, dass es Erholung brauche,
Jedoch es schlägt und schlägt und schlägt und schlägt.
Zu schlimm ist auch, dass ich fortwährend rauche,
Verträgt es das? - Es schlägt und schlägt und schlägt.
Allmählich dann verkalken die Arterien, ...
Noch schlägt das Herz und schlägt und schlägt und schlägt,
Und schliesslich geht es doch einmal auf Ferien, -
Das Herz nimmt Urlaub ... schlägt es noch? ... es schlägt ...
Und, weil wir uns so sehr daran gewöhnen,
Dass etwas für uns schlägt und schlägt und schlägt
Schickt uns das Herz jetzt, - um uns auszusöhnen, -
Die letzte Stunde, welche nun uns schlägt.
Aus: Tag- und Nachtgedichte von Lessie Sachs
Ausgewählt und eingeleitet von Heinrich Mann
New York City 1944
Printed in U.S.A. Zeidler Press (Josef Wagner)