Chansonnette

  [.39]

MIt Liebes Brunst behafftet sein /
Ist warlich eine schwere Pein /
Es ist kein Schmertz auff dieser Erdt /
Der recht mit jhm verglichen werdt:
Drumb will ich mich gantz embsiglich
Von dem Leyden allzeit scheiden /
Vnd die süsse Gifft vermeiden.
Auff daß nun nicht die schnöde Brunst
Mich lasse zu jhr tragen Gunst /
Soll Venus mich nicht treffen an
Auff jergendt einer Liebes Bahn /
Der Tugendt Weg ist ein schön Steg /
Darauff eben ich will schweben /
Vnd jhr gantz verpflichtet leben /
Recht vnd gar wol auch Pallas blieb
Allzeit befreyet von der Lieb /
Sie gab dem Fewer niemals raum /
Vnd hielte sich in stätem Zaum /
Auff grüner Heyd sie allezeit
Mit dem Hetzen sich thet letzen /
Vnd frey aller Sorg ergetzen.
Ich will ins künfftig fleissig auch
Nachfolgen dieser Göttin Brauch /
Denn Venus ist die gröste Last /
Cupido ist ein schädlich Gast.
Wen er einmal nur bringt zu fall /
Muß verderben / offt auch sterben /
Vnd für Frewden schmertz ererben /
Also belohnt er alle doch /
Die sich ergeben seinem Joch /
Vnd diß bedenck ich offt vnd viel /
Es mag lieb haben wer da will /
Ich bleibe mein allzeit allein /
Offt nach schertzen kommen schmertzen /
Wohl dem der das thut behertzen.

aus: Martin Opitz Gesammelte Werke Kritische Ausgabe
Hrsg. George Schulz-Behrend Anton Hiersemann Stuttgart
Band II 1. Teil (1978) Band II 2. Teil (1979)

Collection: 
1641

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