An Lilla
Keine bange Sorge, liebes Mädchen,
Kränke dein mich liebend Herz,
Nur am sanften, bunten Freudenfädchen
Gängle dich der Liebe Scherz!
Wie ein Zephyrlüftchen, sanft und leise,
Weh' der Liebe Hauch aus dir;
Lerchensang, nicht Nachtigallenweise,
Tön' aus deiner Kehle mir!
Nur mit leichtem, stillen Wonnebeben
Poche sanft dein Herz mir zu,
Nur der Liebe Lustgefühle heben
Deinen Busen aus der Ruh!
Aus dem sanften Zauberauge blinke
Mir die Lust der Liebe nur,
Und wenn d'raus ich deine Thränen trinke,
Sey'n es Freudenthränen nur.
Deiner Tag- und Nachtgedanken Reihe
Sei ein Rosenkettchen dir;
Wachend oder träumend, immer freue,
Freue, Mädchen, dich mit mir!
Jede deiner Morgenstunden glänze
Rosig, wie dein Angesicht,
Hehr und heiter sei des Tages Grenze,
Wie dein reines Angesicht.
Und auf jedem deiner Tritte sprieße
Dir ein Freudenblümchen auf,
Und du, liebes holdes Mädchen, gieße
Nur des Dankes Thränen d'rauf.
Von den Bäumen, Wiesen, Blumen, Flüssen
Lächle dir Vergnügen zu,
Und den Wonnebecher der Natur, den süßen
Wonnebecher, leere du.
Wandle in der Sonne hellem Auge
Mit verklärtem Angesicht,
Und in stiller Abenddämm'rung sauge
Wonne nur aus Lunens Licht.
Selten, Mädchen, girre mit dem Täubchen,
Klage mit der Nachtigall;
Denn du hast ja, liebes Herzensweibchen,
Mich und deine Lieben all'.
Diesen Kranz von Lebensfreuden winde
Stets dir Herz und Phantasie!
Leiden - unter Wiegenangebinde -
Trage, Liebchen, such' es nie!
(Band 2 S. 59-60)
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