1.
So hat denn nu die eine Nacht
ein Tag treu-brüchig dich gemacht/
das heißt mit falschen Eydes-schwüren
ein allzu gläubig Kind verführen.
2.
Ich war ia noch in Szyten [nicht]
noch wo ein schwarzes Mohr-gesicht
in Afriken im Schweisse fliesset/
noch wo der Tyger sich ergiesset.
3.
Ja/ wenn mein Schiff im Meere stünd
und mich ein ungestümer Wind
wor hätt' in Indien getragen
so wolt' ich nicht ein Wörtchen sagen.
4.
Nu sind nur wenig Stunden hin
daß ich nicht/ Leichte/ bey dir bin/
und du/ du bist schon umbgewendet
und hast dich fremder Gunst verpfändet.
5.
Es trennt uns kaum das dritte Hauß
und deine Treu ist schändlich auß/
es sind die Worte mit den Winden
geflohen zu des Meeres Gründen.
6.
Wie ist der reinen Keuschheit wehrt
doch dieser Zeit so ganz entehrt/
ich müste fast die Welt durchgehen
doch würd' ich kaum Perillen sehen.
7.
Nichts bessers kan ein Weibes-Bild
als daß sie Treu mit List vergillt/
und meisterlich weiß zubetriegen
mit Schmeicheln Spott und schlimmen Lügen.
8.
Kein Blat wird durch den Ost und Nord
so ungewiß getrieben fort
als ihre flüchtige Gedanken
bald hier/ bald dorthin zweiffelnd wanken.
9.
Weil du denn nu verhärtet bist/
und dir gefällt die leichte List/
so laß ich dir den Wetterwillen/
und wil mich gerne gerne stillen.
10.
Doch wüntsch' ich daß der Amor dich
mit Pfeilen rühre kräfftiglich
und daß/ um den du mich verlassen/
der/ wie du mich/ dich möge hassen.