Die Sonne brennt die Welt, dein Augen kühlen nicht;
Die Sonn ist hoch und groß, dein Augen sind erhaben;
Die Sonne liebt das Gold, dein Augen goldne Gaben;
Ist gleich die Sonne so, doch sol sie fleckicht seyn;
Sind gleich dein Augen so, ist doch was falsch ihr Schein. (S. 347-348)
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Das Mägdlein sey dir Wind, und du ihr Wetterhahn,
Wo sie sich wendet hin, da suche gleiche Bahn.
Die Liebe kennt nicht Pein, der Vorsatz macht es blos:
Die Treue nach der Zeit ist allzeit frey und loß.
Nehmt voller Zuversicht: Sie Worte, du Verstand,
So kanst du gäntzlich weg, wenn sie sich halb verwand. (S. 423)... -
Ach Mägdlein, deine Zier
Sieht wie ein Blümlein für,
Das zart und neu gebohren:
Und sich so bald verlohren,
So bald ein kühler Wind
Zu wittern sich beginnt:
Durch stille seyn und schweigen
Bekleibt und bleibt es eigen:
Erfährst du, was es sey,
So ist sie schon vorbey....