I.
Ein Fenster hinter blendenden Gardinen,
Das hoch und groß den Blick hinein verstattet;
Vom hellen Sonnenglanze ist's beschienen,
Der an den blanken Scheiben nicht ermattet.
Umzogen ist's von grünen Epheuranken,
Lorber und Myrte miteinander streiten,
Jasmin und Rosen wollen blühend danken...
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I.
Du weißt, wie ich in meiner Kindheit Tagen,
Die wie ein Märchen traumdurchwebt verronnen,
Ein hohes Bild den Dichtern abgewonnen,
Die mich erquickt mit ihren Heldensagen.
Ein Ritter, der die Laute bald geschlagen,
Und bald das Schwert geführt, kühn und besonnen,
Mit goldnem Haar und... -
I.
Ich hatte keine Thaten, nur Gebete,
Ich war nur groß im Dulden und Ertragen,
Ich wußt' es nur: ich durfte nicht verzagen,
Gott war mit uns, zu dem ich brünstig flehte.
Da kam ein Tag, an dem sein Odem wehte,
Der Freiheit Himmelsstunde ließ er schlagen,
Daß wir einander Herz am Herzen... -
Die rote, blätterreiche Rose,
Voll Duft und tiefverborgner Glut,
Die ohne Dorn im weichen Moose,
Auf zartem Stengel träumend ruht':
Die Rose gab ich Dir zu eigen -
O wie verstandest Du mich wohl!
Du weihtest sie zum Bundeszeichen
Zu unsrer Seligkeit Symbol!
Du willst sie... -
I.
Es ahnet niemand meines Herzens Regen,
Das dunkle Meer von meiner Seele Tiefen,
Wie seine Wogen endlos sich bewegen
Und wilde Stürme aus dem Grunde riefen!
Es ahnt es niemand - auch das Meer verhehlet,
Was es verbirgt in seinem tiefsten Grunde,
Zuweilen nur ist's, daß ein Sturm erzählet... -
Dir
Wie lag ich gern am Blütenhag
Von Veilchenduft umflossen,
Bei Lerchentriller, Finkenschlag
Und tausend jungen Sprossen.
Wie lauscht ich da in Frühlingslust
Den Düften und den Klängen,... -
I. Frage
"Was ist die Liebe denn?" - "Was ist das Leben?"
Mag es zurück als Gegenfrage hallen -
So lang kein Liebesstrahl darauf gefallen,
Ist's eines Chaos nebelhaftes Weben.
Siehst Du die Sonne leuchtend sich... -
(Geschrieben zur Zeit einer Epidemie 1871)
I.
Ich bin bereit! willst Du hinweg mich rufen
Von dieser Erde, nimm, mein Gott, mich hin.
Der Tod ist meiner Seele nur Gewinn:
Er führt empor zu neuen... -
Zufrieden nicht mit Gut und Glück,
Gebannt in enge Lebenssphären,
Erhebst Du weiter Wunsch und Blick,
Und willst noch Seligkeit begehren.
Und weißt Du auch was Seligkeit?
Und weißt Du auch wie sie errungen? -
Ein Lichtblick nur auf Raum und Zeit,
Der ihre Schranken übersprungen!... -
Sonnenaufgang
Ein Morgen kam - ich starrte himmelan
Und sah die Sonne auf der Rosenbahn.
Ein Regenbogen schien sich aufzubauen
Gleich einer Brücke in das Himmelreich,
Gleich einem Dom ob niedren Erdenauen,
Doch Dom und Brücke ward dem Herzen gleich.
In Jenen trat's mit Beten und mit Singen...