• [35] DIE HEIMAT DER TOTEN

    I.
    Der Wintermorgen dämmert spät herauf.
    Sein gelber Turban hebt sich auf den Rand
    Durch dünne Pappeln, die im schnellen Lauf
    Vor seinem Haupte ziehn ein schwarzes Band.

    5 Das...

  • [58] DIE PROFESSOREN

    Zu vieren sitzen sie am grünen Tische,
    Verschanzt in seines Daches hohe Kanten.
    Kahlköpfig hocken sie in den Folianten,
    Wie auf dem Aas die alten Tintenfische.

    5 Manchmal erscheinen Hände...

  • [43] DIE RUHIGEN
    Ernst Balcke[1] gewidmet

    Ein altes Boot, das in dem stillen Hafen
    Am Nachmittag an seiner Kette wiegt.
    Die Liebenden, die nach den Küssen schlafen.
    Ein Stein, der tief im grünen...

  • [63] DIE SCHLÄFER
    Jacob van Hoddis[1] gewidmet

    Es schattet dunkler noch des Wassers Schoß,
    Tief unten brennt ein Licht, ein rotes Mal
    Am schwarzen Leib der Nacht, wo bodenlos
    Die Tiefe...

  • [452] Die Stadt
    (Reinschrift, in Entwurf übergehend)

    Sehr weit ist diese Nacht. Und Wolkenschein
    Zerreißet vor des Mondes Untergang.
    Und tausend Fenster stehn die Nacht entlang
    Und blinzeln mit den Lidern, rot und...

  • [19] DIE TOTE IM WASSER

    Die Masten ragen an dem grauen Wall
    Wie ein verbrannter Wald ins frühe Rot,
    So schwarz wie Schlacke. Wo das Wasser tot
    Zu Speichern stiert, die morsch und im Verfall.

    5 Dumpf tönt der...

  • [14] DIE VORSTADT

    In ihrem Viertel, in dem Gassenkot,
    Wo sich der große Mond durch Dünste drängt,
    Und sinkend an dem niedern Himmel hängt,
    Ein ungeheurer Schädel, weiß und tot,

    5 Da sitzen sie die warme Sommernacht...

  • [8] DIE ZÜGE

    Rauchwolken, rosa, wie ein Frühlingstag,
    Die schnell der Züge schwarze Lunge stößt,
    Ziehn auf dem Strom hinab, der riesig flößt
    Eisschollen breit mit Stoß und lautem Schlag.

    5 Der weite Wintertag der...

  • [50] FRONLEICHNAMSPROZESSION

    O weites Land des Sommers und der Winde,
    Der reinen Wolken, die dem Wind sich bieten.
    Wo goldener Weizen reift und die Gebinde
    Des gelben Rockens trocknen in den Mieten.

    5...

  • [45] GEGEN NORDEN

    Die braunen Segel blähen an den Trossen,
    Die Kähne furchen silbergrau das Meer.
    Der Borde schwarze Netze hangen schwer
    Von Schuppenleibern und von roten Flossen.

    5 Sie kehren heim zum Kai, wo raucht...