• [102] Mondnächte.

                        I.

    Damals, Seele, ja; ich war ein Kind –
    und das alte Forsthaus dumpf und eng.
    Und in hellen und in dunkeln Nächten,
    wenn ich so am Kammerfenster stand
    5 und die großen...

  • [604] Mondnacht.

    Es war, als hätt’ der Himmel
    Die Erde still geküßt,
    Daß sie im Blütenschimmer
    Von ihm nun träumen müßt’.

    5 Die Luft ging durch die Felder,
    Die Aehren wogten sacht,
    Es rauschten leis...

  • [99]

     Mondnacht.

    Der Mondnacht Schimmer und des Meeres Blau,
    Sie stossen märchenhaft in Eins zusammen,
    Hinausgedehnt zu wundersamer Schau;
    Die Wellen hoben sich wie mag’sche Flammen...

  • Mondschein.

                             Per amica silentia lunae.[1]
                                       Virgilius

         Der Mond schien heiter auf den Wellen spielend;
    Das Fenster ist dem Abendhauch geräumt;
    Die Sultanin blickt auf das Meer, das wühlend
    Mit Silberfluth die schwarzen Inseln säumt.

    5 [...

  •      „Mondscheintrunkne Lindenblüthen,
    Sie ergießen ihre Düfte,
    Und von Nachtigallenliedern
    Sind erfüllet Laub und Lüfte.

    5      „Lieblich läßt es sich, Geliebter,
    Unter dieser Linde sitzen,
    Wenn die goldnen Mondeslichter
    Durch des Baumes Blätter blitzen.

         „Sieh dies Lindenblatt! du wirst es
    10 Wie ein Herz gestaltet finden;...

  • Monument
    Moors des Räubers.

    Vollendet!
    Heil dir! Vollendet!
    Majestätischer Sünder!
    Deine furchtbare Rolle vollbracht.

    5 Hoher Gefallener!
    Deines Geschlechts Beginner und Ender!
    Seltner Sohn ihrer schröklichsten Laune,
    Erhabner Verstoß der Mutter Natur!

    Durch wolkigte Nacht ein prächtiger Bliz!
    10 Hui! hinter ihm...

  • [162] Moosrose.

    Die rote, blätterreiche Rose,
    Voll Duft und tiefverborgner Glut,
    Die ohne Dorn im weichen Moose,
    Auf zartem Stengel träumend ruht’:
    5 Die Rose gab ich Dir zu eigen –
    O wie verstandest...

  • Die frühwache tönt in den höfen der kasernen ·
    Die morgenwinde blasen auf die laternen.

    Das ist die zeit wo gefährliche träume wehn ·
    Die braunen jünglinge auf ihren kissen sich drehn.
    5 Die lampe macht in den tag einen roten flecken:
    So bleibt ein blutiges auge zitternd stecken.
    Die seele unter des störrischen körpers gewicht
    Die nämlichen...

  • Frisch athmet des Morgens lebendiger Hauch,
         Purpurisch zukt durch düstre Tannenrizen
    Das junge Licht, und äugelt aus dem Strauch,
              In goldnen Flammen blizen
    5           Der Berge Wolkenspizen,
    Mit freudig melodisch gewirbeltem Lied
         Begrüßen erwachende Lerchen die Sonne,
         Die schon in lachender Wonne
    Jugendlichschön...

  • [571] Morgengebet.

    O wunderbares, tiefes Schweigen,
    Wie einsam ist’s noch auf der Welt!
    Die Wälder nur sich leise neigen,
    Als ging’ der Herr durchs stille Feld.

    5 Ich fühl’ mich recht wie neu...