• Was giebt menschlichen Werth? – Die Gesinnung, welche des Willens
         Mutter ist, und die That, welche dem Willen entkeimt.
    Träum’ und Wünsche bekämpfen sie oft. Im edlen Gemüthe
         Siegt die Gesinnung; dem Traum bleibt im gemeinen der Sieg.

  • [111]

    Mißverstanden.

    I juhsg[1] vom Kappelafelsa
    Um Beatzeit na ins Thal,
    Dô geits vom Dobelhölzle
    Miar rouf da Widerhal.

    5 „Sei stilla,“ schreini abe,
    „Du alter...

  •  
    So lang ich den deutschen Michel gekannt,
         War er ein Bärenhäuter;
    Ich dachte im März, er hat sich ermannt
         Und handelt fürder gescheuter.

    5 Wie stolz erhob er das blonde Haupt
         Vor seinen Landesvätern!
    Wie sprach er – was doch unerlaubt –
         Von hohen Landesverräthern.
     
    Das klang so süß zu meinem Ohr...

  • Die du bist so schön und rein,
    Wunnevolles Magedein,
    Deinem Dienste ganz allein
    Möcht ich wohl mein Leben weih’n.

    5 Deine süßen Aeugelein
    Glänzen mild wie Mondesschein;
    Helle Rosenlichter streu’n
    Deine rothen Wängelein.

    Und aus deinem Mündchen klein
    10 Blinkt’s hervor wie Perlenreih’n;
    Doch den schönsten Edelstein
    ...

  • Einsam klag ich meine Leiden,
    Im vertrauten Schooß’ der Nacht;
    Frohe Menschen muß ich meiden,
    Fliehen scheu wo Freude lacht.

    5 Einsam fließen meine Thränen,
    Fließen immer, fließen still;
    Doch des Herzens brennend Sehnen
    Keine Thräne löschen will.

    Einst ein lachend muntrer Knabe
    10 Spielt’ ich manches schöne Spiel,
    Freute...

  •      Mir träumt’: ich bin der liebe Gott,
    Und sitz’ im Himmel droben,
    Und Englein sitzen um mich her,
    Die meine Verse loben.
     
    5      Und Kuchen ess’ ich und Confekt
    Für manchen lieben Gulden,
    Und Kardinal trink’ ich dabei,
    Und habe keine Schulden.

         Doch Langeweile plagt mich sehr,
    10 Ich wollt’, ich wär’ auf Erden,...

  •      Mir träumte: traurig schaute der Mond,
    Und traurig schienen die Sterne;
    Es trug mich zur Stadt, wo Liebchen wohnt,
    Viel hundert Meilen ferne.

    5      Es hat mich zu ihrem Hause geführt,
    Ich küßte die Steine der Treppe,
    Die oft ihr kleiner Fuß berührt,
    Und ihres Kleides Schleppe.

         Die Nacht war lang, die Nacht war kalt,
    10...

  •      Mir träumte von einem Königskind’,
    Mit nassen, blassen Wangen;
    Wir saßen unter der grünen Lind’,
    Und hielten uns liebumfangen.

    5      „Ich will nicht deines Vaters Thron,
    Ich will nicht sein Scepter von Golde,
    Ich will nicht seine demantene Kron’,
    Ich will dich selber, du Holde!“

         Das kann nicht seyn, sprach sie zu mir,
    ...

  •      Mir träumte wieder der alte Traum:
    Es war eine Nacht im Maie,
    Wir saßen unter dem Lindenbaum,
    Und schwuren uns ewige Treue.

    5      Das war ein Schwören und Schwören auf’s Neu’,
    Ein Kichern, ein Kosen, ein Küssen;
    Daß ich gedenk des Schwures sey,
    Hast du in die Hand mich gebissen.

         O Liebchen mit den Aeuglein klar!
    10 O...