• [82] Die Liebhaber.

    Mein Mädgen im Schatten der Laube
    Umhangen von purpurner Traube
    Bekränzte mit Rebenlaub sich
    Und wartete schmachtend auf mich.

    5 [...

  • Die Metamorphose der Pflanzen.

    Dich verwirret Geliebte die tausendfältige Mischung
         Dieses Blumengewühls über dem Garten umher,
    Viele Nahmen hörest du an und immer verdränget,
         Mit barbarischem Klang, einer den andern im Ohr,
    5 Alle Gestalten sind ähnlich und keine gleichet der andern
         Und so deutet das Chor auf ein geheimes Gesetz,...

  • Die Musageten.

          Oft in tiefen Winternächten
    Rief ich an die holden Musen:
    Keine Morgenröthe leuchtet
    Und es will kein Tag erscheinen,
    5 Aber bringt zur rechten Stunde
    Mir der Lampe fromm Geleuchte,
    Daß es, statt Auror und Phöbus,
    Meinen stillen Fleiß belebe.
    Doch sie ließen mich im Schlafe,
    10 Dumpf und unerquiklich,...

  • [58] Elegie
    auf den Tod
    des Bruders meines Freundes.

    Im düstern Wald, auf der gespaltnen Eiche,
    Die einst der Donner hingestrekt,
    Sing' ich um deines Bruders Leiche,...

  •      Ach! wer bringt die schönen Tage,
    Jene Tage der ersten Liebe,
    Ach! wer bringt nur Eine Stunde
    Jener holden Zeit zurück!

    5      Einsam nähr’ ich meine Wunde,
    Und mit stets erneuter Klage
    Traur’ ich um’s verlorne Glück.

         Ach! wer bringt die schönen Tage,
    Jene holde Zeit zurück!

  • Euphrosyne.

    Elegie.

    Auch von des höchsten Gebirgs beeisten zackigen Gipfeln
         Schwindet Purpur und Glanz scheidender Sonne hinweg,
    Lange deckt Nacht schon das Thal und die Pfade des Wandrers,
         Der am tosenden Strom, auf zu der Hütte sich sehnt,
    5 Zu dem Ziele des Tags, der stillen hirtlichen Wohnung,
         Und der göttliche Schlaf...

  •      Königen, sagt man, gab die Natur vor andern Gebornen
    Einen längeren Arm und eine stärkere Faust;
    Doch auch mir Geringen verlieh sie das fürstliche Vorrecht,
    Denn ich fasse von fern, halte dich, Lida, mir fest.

  •      Wie im Morgenglanze
    Du rings mich anglühst,
    Frühling, Geliebter!
    Mit tausendfacher Liebeswonne
    5 Sich an mein Herz drängt
    Deiner ewigen Wärme
    Heilig Gefühl,
    Unendliche Schöne!

         Daß ich dich fassen möcht’
    10 In diesen Arm!

         Ach an deinem Busen
    Lieg’ ich, schmachte,
    Und deine Blumen, dein Gras...

  •      Hoch auf dem alten Thurme steht,
    Des Helden edler Geist,
    Der, wie das Schiff vorübergeht,
    Es wohl zu fahren heißt.

    5      „Sieh, diese Senne war so stark,
    Dieß Herz so fest und wild,
    Die Knochen voll von Rittermark,
    Der Becher angefüllt;

         Mein halbes Leben stürmt’ ich fort,
    10 Verdehnt’ die Hälft’ in Ruh.
    Und du,...

  •      Des Menschen Seele
    Gleicht dem Wasser:
    Vom Himmel kommt es,
    Zum Himmel steigt es,
    5 Und wieder nieder
    Zur Erde muß es,
    Ewig wechselnd.

         Strömt von der hohen,
    Steilen Felswand
    10 Der reine Strahl,
    Dann stäubt er lieblich
    In Wolkenwellen
    Zum glatten Fels,
    Und leicht empfangen
    15 Wallt er...