• Sag, was in Deinen Augen Mächtiges wohnen mag?
    Wenn Du die Wimper aufschlägst, fühl ich im Herzen den Schlag.

    Der Laut von Deinen Lippen durchzittert mir Mark und Bein:
    O sprich, wie kann in so Sanftem so Uebermächtiges sein?
    (Band 1 S. 395)
    ...

  • Als dem Meer entstieg die Liebe,
    Wie Hellenenlieder singen,
    Wanket' es, bewegt in Unruh,
    Hoch empor zu sel'gen Sternen,
    Tief hinab zum Todesabgrund:
    Und es zitterte der Erdkreis.
    Als sie leuchtend nun zu schaun war,
    Stehend auf den schwanken Wogen
    Anmuthsiegend, heiter lächelnd,
    ...

  • Amor sag', wie bist du Knabe
    Anders stets und doch derselbe,
    Traurig heut und morgen fröhlich,
    Sinnend ernst, dann leicht hinflatternd,
    Erst unleidlich, dann behaglich,
    Bald vertraut, bald wieder fremde,
    Neckend und dann sanft und schmachtend,
    Stark und wieder ganz ermattet,
    Lautaufjauchzend...

  • Nicht verächtlich red', o Jüngling,
    Von der Allgewalt der Liebe:
    Manch ein Held, der Tod verachtend
    Kühn im Speergemenge siegte,
    Fiel der Minne sanften Blicken.
    Den nicht Kriegerreihen banden,
    Fesselten oft schöne Arme.
    (Band 2 S. 197)
    ...

  • Leichtflatternder Eros,
    Mit Rosen umkränzt und berauschender
    Hyakinthen Duft umstreuend,
    Führe den Tanzreihn
    Durch die Verschlingungen
    Neckender Mädchen und
    Kühnwagender Knaben;
    Spend' aus deinem Füllhorn
    Der Grazien Blumen,
    Flüchtige Scherze.
    ...

  • Als in Dämmrung eingehüllet
    Innig wir umschlungen saßen,
    Liebend Wang' an Wange lehnten,
    Sah ich wie sich Eros leise
    Auf den seidnen leichten Schwingen
    Vom Olympos niedersenkte,
    Und uns lautlos rings umschleichend
    Ganz umwebte mit tausend Fäden,
    Die uns unentrinnbar fesseln,
    Deren...

  • Eros hat vor allen Göttern
    Weiche Sohlen an den Füßchen,
    Kommt unhörbar angeschlichen,
    Leiser als die Katzen schleichen;
    Und mit Katzenaugen sieht er,
    Trifft am besten in der Dämm'rung,
    Wo doch andre Schützen blind sind.
    (Band 2 S. 198)
    ...

  • Aphrodite's Freundin,
    Komm o heil'ge Dämm'rung!
    Aus dem blauen Meere
    Birg von meiner Laura
    Mit dem dunkeln Schleier
    Schönheit die mich blendet:
    Denn in Phoibos Stralen
    Scheint sie eine Göttin,
    Daß ich kaum es wage
    Ihre Hand zu fassen.
    ...

  • Lieblich bist du Nacht, wenn man die Bürde
    Schwerer Arbeit müde hingeworfen,
    Nun die Glieder streckt zum Schlummer.
    Aber schöner als das schönste Schöne,
    Und als alles Süße dreimal süßer
    Bist du Nacht wenn ich nach vielen Küssen
    Dicht umwebt von deinem weichen Schleier
    An dem Busen der Geliebten ruhe;...

  • Stimme mir die Leier, Knabe,
    Sprach ich neulich, als am Abend
    Eros leise zu mir einschlich:
    Rasch ergriff er auch die Leier,
    Aber alle Saiten spannt' er,
    Bis sie hellaufgellend sprangen.
    Drauf ließ er die Leier liegen;
    Mich anfunkelnd mit den Augen,
    Sprach der Knabe lautauflachend:...