• Dort drüben funkelt
    Ein einziges kleines Licht
    Von Nacht rings umdunkelt,
    Das fesselt mein Aug', und es läßt mich nicht
    Wieder frei,
    Und immer denk' ich und habe
    Seit Stunden nichts Andres gedacht,
    Als wie du einstmals mir sagtest,
    Daß ich dein einziger Trost sei
    In des Schicksals...

  • Mit unberedtem Munde
    Wie lang wir heut uns sahn!
    Doch weht's aus dieser Stunde
    Wie lauter Glück mich an.

    Wenn uns die Worte fehlen,
    Wenn Jedes ruhig scheint,
    Was ist's, das unsre Seelen
    Noch inniger vereint? (S. 9)

  • Jetzt sich leis hinweg aus den Gemächern
    Stehlen und hinüber auf den Dächern
    Sicher wandeln, nur vom Mond geleitet,
    Der uns hohe Pfade unterbreitet,
    Dann in deinem Garten sacht hernieder
    Sich zu lassen zwischen Wein und Flieder,
    Daß vom Weg, auf dem du sinnend weiltest,
    Du herbei und mir zu helfen...

  • Ich sehne mich den ganzen Tag
    Nach einer Stunde Müßiggang,
    Nach einem kleinen Winkelchen
    Fern allem Lärm und Tagesdrang;

    Nach einer Stunde, da mein Herz
    Die schönen Worte ungestört
    Und Alles, was du mir gesagt,
    Süß im Geheimen wieder hört....

  • Die wen'gen Jahre, die wir leben,
    Die möcht' ich alle, alle Zeit
    Zu deinen Füßen sitzend träumen
    In sel'ger Selbstvergessenheit.

    Denn was du immer zu mir redest,
    Ich werde deines Tons nicht satt.
    Bald dünkt mich jeder Tag verloren,
    Dem nicht dein Aug' geleuchtet hat....

  • In einem Frühlingsstrauße
    Ein kleines weißes Veilchen
    Aus deinen Händen duftet
    Mir durch das ganze Zimmer.

    Es ist verzaubert, denk' ich,
    So sind auch deine Worte;
    Wie könnte sonst die Seele
    Mir stets davon erzittern? (S. 44)
    ...

  • Wunderbar und immer besungne, niemals
    Mit dem Wort ergründete Macht des Eros,
    Alle Dichter sollen, so lang sie leben,
    Eifrig bemüht sein

    Dich zu kennen, dich vor beglückten Menschen
    Laut zu preisen, daß an der Tage letztem
    Auch dein Lob vollendet ertöne tausend-
    stimmigen Einklangs....

  • Heute Morgens gab mir - warum gerade
    Heut! - die kleine Blonde, die stets am Wege
    Auf mich lauert, schelmisch ihr kleines Sträußchen,
    Anfangs verbergend -

    Heute zwischen Rosen und Nelken gab sie
    Mir die Blume brennende Liebe; mitten
    Noch ein Reichthum grünender Knospen, außen
    Farbige Blüten...

  • Du klagst aus deiner Herzenstiefe,
    Kein Wörtchen Liebe,
    Kein Hauch Erhörung leb' in meinem Briefe.

    Ja, unser Beider Leid wird ewig währen.
    So starke Flammen,
    Die mich bedrohn, wie wagt' ich, sie zu nähren? (S. 12)

  • Nicht alle Schmerzen heilt der Schlaf,
    Und nicht so bald wirst du gesund,
    Wenn dich ein Wort zu tödtlich traf
    Aus einem allzu lieben Mund.

    Wie viel ein solches Wort entdeckt
    Und dir erklärt mit einem Mal!
    Wie's dich aus sel'gen Träumen weckt
    Durch eines Blitzes grellen Strahl!...