• Dein auge klar kristallen birgt die frage:
    Weshalb · seltsamer freund · bin ich dir lieb?
    Sei schön und schweig! in meinem gram ertrage
    Ich nur des tieres unumhüllten trieb.

    5 Die du in lange schlummer senkst · ich sage
    Vom höllischen geheimnis nichts das blieb ·
    Von unheilsworten die die flamme schrieb:
    Gift ist mir leidenschaft und geist mir...

  • [232]
     LXIV.

    Wer wüßte je das Leben recht zu fassen,
         Wer hat die Hälfte nicht davon verloren
         Im Traum, im Fieber, im Gespräch mit Thoren,
         In Liebesqual, im leeren Zeitverprassen?

    5 Ja, der...

  • Du schautest in das Herz mir allerwegen,
    Du warst die Einz'ge, der es nichts verhehlt;
    Was es erhofft, erkämpft, was es verfehlt,
    Stets hats ein off'nes Buch vor Dir gelegen.

    Und dies Vertrauen war mein höchster Segen;
    Denn, wenn auch Milde niemals Dir gefehlt,
    Hat nie Dich blinde Nachsicht doch beseelt...

  • Thränen für Dich? Du Bettlerthräne fort!
    Zu groß ist dieser Schmerz, d'rum sei er stumm.
    Kalt starre, trock'nes Aug', um Dich herum,
    Von thränenloser, heißer Gluth verdorrt.

    Nicht einen Seufzer, keinen Laut, kein Wort
    Entsende Mund; zu großer Schmerz macht dumm.
    Du kannst nicht einmal klagen, - sei's...

  • Jetzt sprech' ich's aus und mag, wer will, es hören,
    Was heimlich ich auf tiefstem Herzensgrunde
    Gehütet habe bis auf diese Stunde!
    Nicht länger laß verderbend ich's gewähren,

    Nicht länger soll's an meiner Mannheit zehren
    Und eine stolz verhüllte Todeswunde,
    Von der die Nacht, die stumme, nur hat Kunde...

  • Ja, sie war hier! O sage dir es wieder
    Und immer wieder, frohbewegte Brust!
    Empfinde ganz sie, der Erinn'rung Lust,
    Ergieße sie im Jubelklang der Lieder.

    Es bringt der Tag auf hellem Lichtgefieder
    Der scheuen Lieb' Entbehrung und Verlust;
    Ihr Recht ergreift sie kühn und selbstbewußt,
    Senkt...

  • Der Lenz erwacht, und aus umeisten Grüften,
    Wo starrer Schlaf das Leben hielt gefangen,
    Drängt es sich heiß hervor in frischem Prangen,
    Sich kühlend in des Aethers Balsamdüften.

    Und Liebe lächelt hell auf Berg und Triften,
    Allüberall erglüht ein neu Verlangen,
    Der Himmel will die Erde süß umfangen...

  • Wie ich Dich liebe, möcht' ich gern Dir sagen,
    Wie all mein Denken Dir sich muß verbinden,
    Zum schönen Kranze möcht' ich für Dich winden
    Mein süßes Glück und meine stillen Klagen.

    Doch was ich auch ersann, fühl' ich entschwinden,
    Wenn Du mir nahest, und mit bangem Zagen
    Mag ich es nimmer auszusprechen...