• [11] DIE GEFANGENEN I

    Den harten Weg entlang im kurzen Trab
    Zieht sich der Sträflingstrupp, der heim marschiert
    Durch kahle Felder in das große Grab,
    Das wie ein Schlächterblock ins Graue stiert.

    5 Sturm singt. Wind...

  • [12] DIE GEFANGENEN II

    Sie trampeln um den Hof im engen Kreis.
    Ihr Blick schweift hin und her im kahlen Raum.
    Er sucht nach einem Feld, nach einem Baum,
    Und prallt zurück von kahler Mauern Weiß.

    5 Wie in den Mühlen...

  • Die Gegenwart.
    Ein Persisches Lied.

          Dunkler Ocean umgürtet
    Unsre Erd’ und unser Leben.
    Fluten rauschen über Fluten,
    Auf den Fluten ruhen Wolken,
    5 Dunkler Abgrund ist die Zukunft.
               Nur die Gegenwart ist sicher;
               Jüngling, auf! genieße sie.

          Siehe, dort auf Kafs Gebürgen
    Schwingt sich Anka...

  • Die Geister des Sees.

    Dumpf rauschts vom hohen Wogenstrand
    Ans steile Felsengestade,
    Und grau wie der Geister wehend Gewand
    Webt dichter Nebel sich übers Land,
    5 Und hüllt die dämmernden Pfade.
    Die herbstlichen Lüfte säuseln,
    Es steigt in leisen Kräuseln
    Die blaue Welle des Sees,
    Aus Wolken die Sterne blinken,
    10 Und...

  • [245]

     Die Geisterstunde.

    Hört, ihr Herren, laßt euch sagen:
    Die Geisterstunde hat geschlagen!
         Nachtwächter, ei! seht, wo ihr seid!
         Mehr Schicklichkeit, mehr Artigkeit!
    5      Seht ihr nicht...

  • Die Gelegenheit.

    Nach dem Ital. des Nic. Macchiavelli.

    Wer bist du, deren Stirn des Himmels Siegel
          Mit mehr als Erdenreiz und Anmuth ziert?
          Du ruhest nie? Wozu am Fuß die Flügel?
    „Gelegenheit werd’ ich genannt, verspürt
    5       Von Wenigen; und dieses stete Wanken
          Kommt von dem Rade, das mein Fuß berührt.
    Mein Flug...

  • [67] Die Geschichte vom kleinen Ei.
    (Märkisches.)

    Die Gräfin und ihr fünfzehnjähriger Sohn,
    Auch zwei Comtessen halb erwachsen schon,
    Sie sollen fort, bis Capri, bis Sorrent,
    Und wenn zu heiß es dann...

  • Die Geschlechter.
    Sieh in dem zarten Kind zwey liebliche Blumen vereinigt,
         Jungfrau und Jüngling, sie deckt beyde die Knospe noch zu.
    Leise löst sich das Band, es entzweyen sich zart die Naturen,
         Und von der holden Schaam trennet sich feurig die Kraft.
    5 Gönne dem Knaben zu spielen, in wilder Begierde zu toben,
         Nur die gesättigte Kraft...

  • [17] Die Gesellschaft.

    Umringt von Scherz und Fröhlichkeiten
    Versammelt uns die Freundschaft hier:
    Entweicht ihr Klagen böser Zeiten
    Dem Gott der Freuden feyern wir.
    5 Auch Liebe, du, laß uns alleine:...

  • [63] Die Glocke.

    Die Glocke dröhnt und stöhnt die Stunden in die Welt.
    O, wer sie dieses Zwangs entbände!
    Sie ist bis an ihr Ende bestellt,
    daß klingend sie ihr Herz ins Nichts verschwende.