• O Liebe, klär' mit milden Händen
    Den wahnumfangnen Menschengeist;
    Erbarmend schenke Götterspenden,
    Der gläubig dir die Seele weist;
    Und wessen Hand entsinkt das Steuer
    In Daseinskämpfen Sturmgewalt,
    Dem reiße von der Stirn den Schleier
    Und zeig' des Lebens Goldgehalt.

    Wohl haben...

  • Liebe läuft auf Blitzesschuhen,
    Ungebeten, ungerufen;
    Um an weichem Mund zu ruhen,
    Überspringt sie tausend Stufen.

    Und so nah ich nicht beklommen,
    Um die Lippe kalt zu finden.
    Küsse, die wie Blitze kommen,
    Werden auch wie Blitze zünden!

    ...

  • Ich liebe dich, doch nicht genug
    Für deine Seele, deine süße.
    Ich hab ja Augen nicht genug
    Für ihre tausend stummen Grüße.
    Nicht Hände habe ich genug,
    Um Glück, nur Glück dir zuzutragen,
    Und habe Atem nicht genug,
    Um soviel Liebe auszusagen!

    ...

  • Um eine Kugel Elfenbein
    Hat Seidenfäden sie gezogen,
    Und stickt in gelben Atlas ein
    Seltsam Getier mit Schnabelbogen.

    Jetzt ruht die fleiß'ge Hand sich aus
    Und bleibt im Schoß ermüdet liegen.
    Durchs Fenster schweift ihr Blick hinaus
    Und folgt den finstern Wolkenzügen.
    ...

  • Tu das nicht mehr!
    Tu das nicht!
    Komm nicht, sag nicht
    "Gute Nacht";
    Weißt nicht, was in
    Mir erwacht,
    Wenn die Nacht
    Ins Zimmer bricht.

    Hör der Stimme
    Rauhen Ton!
    Rote Flammen
    Brennen drin,
    Lichter zucken
    Drüber hin,...

  • So du mich willst, so komm ich,
    Und willst du nicht, - erst recht!
    Bin Herr von deinem Herzen,
    Nimmermehr dein Knecht.

    Mag jäh dein Fuß sich wenden
    Fluchtwärts zur Kammertür,
    Ich reiß dich mit den Händen
    Jauchzend her zu mir.

    Und wehrst du dich mit Tränen,...

  • Ja doch, Liebste wir wollen uns wiegen
    Hoch in unendlicher Ätherwelt,
    Frei mit befreiter Seele fliegen
    Dort wo die Gottheit ihr Hochamt hält,

    Wollen im Himmel in Reinheit uns kühlen,
    Abtun der Wünsche verwegene Lust, -
    Einmal jedoch laß mich Erde fühlen,
    Irdische Fülle an irdischer Brust!...

  • Mittagsschwüle in der Runde,
    Schläfrig schlägt die Kirchenuhr.
    Und wir selbst auf sel'ger Spur
    Hand in Hand in jungem Bunde.

    Sehnt sich da nicht Mund zu Munde?
    Lockt dich nicht die weiche Flur?
    Ach, mein Auge fragt dich nur:
    Wann kommt meine, deine Stunde?

    ...

  • Gewiß, einst komm ich nachts zu dir;
    Mich dürstet so nach deinen Küssen.
    Dann taumle ich in Finsternissen
    Mich tastend bis an deine Tür.

    O, heb vom Kissen dich empor,
    Und laß mich nicht von dannen gehen,
    Dem Bettler gleich, der müd vom Stehen
    Den toten Blick umsonst verlor ...
    ...

  • Stark stößt der Wind. Wie grell das Schloßtor knarrt!
    Jäh überläuft sie ungewohntes Schauern.
    Sie schaut sich um, ob kein Verräter harrt,
    Doch tief im Finstern ragen nur die Mauern.

    Sie horcht. Kein Laut im langen Korridor,
    Und doch ist ihr die Stille nicht geheuer.
    Den weiten Mantel zieht sie übers Ohr...