• [59] Ernste Stunde

    Wer jetzt weint irgendwo in der Welt,
    ohne Grund weint in der Welt,
    weint über mich.

    Wer jetzt lacht irgendwo in der Nacht,
    5 ohne Grund lacht in der Nacht,
    lacht mich aus....

  • [20] ESTHER

    Die Dienerinnen kämmten sieben Tage
    die Asche ihres Grams und ihrer Plage
    Neige und Niederschlag aus ihrem Haar,
    und trugen es und sonnten es im Freien
    5 und speisten es mit reinen Spezereien
    noch...

  • Eva

    [39] EVA

    Einfach steht sie an der Kathedrale
    großem Aufstieg, nah der Fensterrose,
    mit dem Apfel in der Apfelpose,
    schuldlos-schuldig ein für alle Male

    5 an dem Wachsenden, das sie gebar,
    seit sie aus dem Kreis...

  • [80] FALKEN-BEIZE

    Kaiser sein heißt unverwandelt vieles
    überstehen bei geheimer Tat:
    wenn der Kanzler nachts den Turm betrat,
    fand er ihn, des hohen Federspieles
    5 kühnen fürstlichen Traktat

    in den...

  • [54] Fortschritt

    Und wieder rauscht mein tiefes Leben lauter,
    als ob es jetzt in breitern Ufern ginge.
    Immer verwandter werden mir die Dinge
    und alle Bilder immer angeschauter.
    5 Dem Namenlosen fühl ich...

  • [125] Fragmente aus verlorenen Tagen

    [127...

  • [44] FREMDE FAMILIE

    So wie der Staub, der irgendwie beginnt
    und nirgends ist, zu unerklärtem Zwecke
    an einem leeren Morgen in der Ecke,
    in die man sieht, ganz rasch zu Grau gerinnt,

    5 so bildeten sie sich,...

  • [53] Gebet

    Nacht, stille Nacht, in die verwoben sind
    ganz weiße Dinge, rothe, bunte Dinge,
    verstreute Farben, die erhoben sind
    zu Einem Dunkel Einer Stille, – bringe
    5 doch mich auch in Beziehung zu dem...

  • [51] Herbst

    Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
    als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
    sie fallen mit verneinender Gebärde.

    Und in den Nächten fällt die schwere Erde
    5 aus allen Sternen in die...

  • [48] Herbsttag

    Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
    Leg Deinen Schatten auf die Sonnenuhren
    und auf den Fluren laß die Winde los.

    Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
    5 gieb ihnen noch zwei...