• Dämmerspät ist sie gekommen.
    Oed und traurig war das Stübchen,
    Und sie saß gesenkter Wimpern;
    Ich doch flehte und beschwor sie:
    "Schlag sie auf, die Rätselaugen,
    Lasse mich die Sterne schauen,
    Wie der Nordstern dem Piloten
    Ziel und Richte meinem Leben."
    Zögernd tat sie's; stilles Leuchten...

  • Die jenes Haus bewacht,
    Um unter Liebchens Fensterlein
    Zu schildern Tag und Nacht.

    Dann säh' ich sie frühmorgens gleich,
    Wenn sich ihr Vorhang regt,
    Und Abends spät beim Zapfenstreich,
    Wenn sie sich niederlegt.

    Bei Tage ging mein Pendellauf
    Hier unten hin und her;
    Sie schaut...

  • Die Sonne sinkt. Ein brechend' Mutter Auge
    Hängt sie noch einmal auf der stillen Erde
    Und zittert in des See's durchglühten Wogen.
    Ja, dräng' Dich an sie, Welten-Kind, und sauge
    Den Segen auf, eh' er verdunkelt werde,
    Und eh' an dem erstarrten Himmelsbogen
    Die Nacht kommt aufgezogen.
    Auch meine Sonn',...

  • Ein kleines Eiland gönnet mir in Güte,
    Den Wellen und dem Sturme abgezwungen,
    Damit ich drauf in Friedensdämmerungen
    Das Paradies verschwieg'ner Liebe hüte.

    Ach, schon so manche stille Herzensblüthe,
    So manches Lied mißrathen und gelungen,
    Hat der empörte Strom der Zeit verschlungen,
    Und immer ärmer...

  • Mit Waffe nicht, die an die Waffe klingt,
    Will Liebe je, um was sie kämpft, entscheiden;
    Sie wird sich nicht in nied're Täuschung kleiden,
    Mit dem die Schwachheit mit der Stärke ringt.

    Weil aber Kampf erst wahren Frieden bringt,
    Kann sie zwar nicht der Trennung Streit vermeiden;
    Doch will sie siegen nur durch eig'ne...

  • Der Held gehorcht, er will im Kampf gesunden,
    Ihr Lächeln ist der Balsam seiner Wunden,
    Und mit dem Lorbeer schmückt sie seine Gruft.

    Dort küßt sie in der Rosen üpp'gem Duft
    Des Sängers Mund; er hat den Gott empfunden;
    Des Schweigens ist die Lippe jetzt entbunden
    Und von Gesängen tönt die Frühlingsluft.

    ...
  • Selig, willenlos dahingegeben,
    Ruht der schlanke Leib in meinen Armen,
    Und die feuchten, vollen Lippen suchen
    Leise die meinen.

    Aber keine Liebesworte schauern
    Aus bedrängtem Busen weich ans Ohr mir;
    Nur die dunklen, angstvoll großen Augen
    Leuchten vor Liebe.

    Schweigend pressen sich die...

  • Du hast Deinen brünstigen Leib mir geschenkt,
    Mit rasender Wollust das Hirn mir durchtränkt -
    Ich aber ich dürste nach Liebe.

    Der Wollust berauschender Opiumwein,
    Er lullt ja die brennende Sehnsucht nur ein,
    Die brennende Sehnsucht nach Liebe.

    Im Wahnwitzgejauchz' dionysischer Gier
    Aufzittert noch...

  • Nie wohl mocht ich es vermuthen,
    Daß ich wieder lieben soll,
    Bis der zweiten Liebe Gluten
    Mich berauschten zaubervoll.

    So die Nachtigall, wenn heiter
    Sie der bunte Lenz umspann,
    Glaubt's unmöglich, daß ein zweiter
    Gleiche Lust ihr bringen kann.

    Und es war ein selig Wähnen,
    ...

  • Die ich besaß, die ich besitzen können,
    Erfüllten Alle mich mit Leid und Pein:
    Dich werd' ich nie die Meine dürfen nennen,
    So wirst wohl du mir Glück und Leben sein!
    Die ewig sind geschieden, trifft kein Trennen,
    Und immer reizt, was ewig fremd und rein:
    Zwei Flammen seht ihr nebensammen brennen,
    ...