• Der Jüngling, den wir neulich trafen,
    der so gefällig war und nett, -
    heut geht der Jüngling mit dir schlafen,
    und ich, ich geh allein zu Bett.

    Er zeige sich gewandt und tüchtig.
    Nur wackern Männern gönn' ich dich.
    Du siehst, ich bin nicht eifersüchtig.
    Sei lieb zu ihm - und denk an mich...

  • Geh nach Hause, armer Knabe,
    leg dich nieder, weh verliebt.
    Träume von der Himmelsgabe,
    die der Himmel dir nicht gibt.
    Träume von den blonden Flechten,
    die du nur als Schnecken siehst.
    Hadre mit dem ungerechten
    Schicksal, dem kein Glück entsprießt.
    Irgendwo ziehn weiche Glieder,
    ...

  • Mein Fräulein, oh, das Sie mich doch erhörten!
    ich sterbe fast vor Sehnsucht und vor Gram,
    seit rechnende Vernunft aus dem verstörten
    Gemüt mir ganz und gar abhanden kam.
    Als ich Sie neulich um die Taille faßte,
    da schlugen Sie mich mitten ins Gefrieß,
    mit einem Auge, das mich tödlich haßte,
    mit einem,...

  • Horch, von der Frauenkirche schallt es dumpf.
    Sechs Uhr: die Stunde, da der Tag verblaßt.
    Ich aber halte deinen Fuß umfaßt,
    um deine Fessel schließt mein Daumen sich.
    Ich küsse deinen violetten Strumpf:
    Drei Finger in mein Herz - ich liebe dich!

    Dein Lackschuh wippt. Kind, dir ist's einerlei,...

  • Bekleide jetzt die langen weißen Beine
    mit deinen neuen grünen Seidenhöschen
    und laß dich anschaun in graziösen Pöschen,
    du Pantherkatze, zart und schlank wie keine.

    Du Glitzerlicht von funkelnden Gestirnen,
    du aus dem Paradies der Fabeltiere,
    mit Brüsten wie hellschimmernd am Spaliere
    die...

  • Es stand ein Mann am Siegestor,
    der an ein Weib sein Herz verlor.
    Schaut sich nach ihr die Augen aus,
    in Händen einen Blumenstrauß.
    Zwar ist dies nichts Besunderes.
    Ich aber - ich bewunder es. (S. 235)
    _____...

  • Du liebtest mich mit deiner ganzen Glut.
    Ich liebte dich mit Seele und mit Geist.
    Das ist vorbei. Du bist mir nur noch gut.
    Ich steck in Liebe über Hals und Ohr, -
    und denk ich, daß du mir verloren seist,
    so weiß ich, daß ich mich an dich verlor. (S. 243)...

  • Es ging von mir zu dir ein stilles Staunen.
    Das strich dir zart den goldenhellen Scheitel.
    Das rastete auf deiner weichen Haut.
    Das glitt um deinen Mund auf deine Hände,
    das war so anders als verliebte Launen,
    so gar nicht heftig und so gar nicht eitel.
    Das kannte keinen Anfang und kein Ende.
    Ein stilles...

  • Die Sterne am Himmel will ich befragen,
    warum meine Seele so dumpf ist und schwer.
    Die Sterne sollen mir Antwort sagen.
    Doch ach, der Himmel ist sternenleer.

    So will ich Gott meinen Kummer klagen
    und will ihm beichten mein heißes Begehr.
    Gott soll mir helfen, mein Leid zu tragen.
    Doch ach,...

  • Warum ist dieser einen Bild
    vor meine Seele hingehängt,
    daß keiner neuen Liebe Schild
    es je aus meinen Träumen drängt?

    Warum ward ich von ihr erlost
    zu dulden mit umfangenem Sinn,
    daß ich bei jedem neuen Trost
    nur immer mehr ihr Opfer bin?

    Warum erfuhr ich ihren Kuß...