•           Die Dämmerung.

         Der Aether und die Liebe war
    Das ältste hohe Götterpaar;
    Sie zeugten die Unsterblichen,
    Den Himmel und die Seligen.

    5      Und tiefer in der Wolken Reich
    Ward ihr Geschlecht der Wolke gleich;
    Sie, ewigschön und ewigjung,
    Erzeugten uns die Dämmerung.

         Aus Licht und Schatten webten sie
    10...

  • Die Entfernte.
    Aus dem Spanischen.

    Die silbernen Wellen des heil’gen Ibero,
         Sie sahen Auroren, und strahlten ihr Bild.
    Die schüchternen Nymphen im dunkeln Gebüsche,
         Sie sahen Auroren, und schlüpften hinab.

    5 Am Ufer erquickten sich sprießende Blumen
         Im Schimmer der Göttin, und fühleten neu.
    Die Vögel besangen mit Zungen...

  • Die Farbengebung.
    Ein Gemählde der Angelika Kaufmann.
    _____
    (Mit begeistertem Blick taucht die Mahlerei
    den Pinsel in die Farben der Iris. Mannichfaltige
    Blumen blühen ihr zu Füßen, und
    ein Chamäleon schleicht zwischen ihnen.)

    Nicht vom Chamäleon, so oftermalen
         Er auch sein Kleid verändert, wunderschnell;
    Nein! um der...

  •   
                   Die Feldheimen.

         Menschen waren einst, so lehret Plato,
    Gute Menschen waren einst die Heimchen,
    Die ihr Tagewerk mit Fleiße trieben,
    Kinder zeugten und den Acker bauten.

    5      Bis mit ihren bösen Zaubertönen
    Dreimal drei der Musen niederstiegen,
    Und die Fluren mit Gesang erfüllten,
    Und sogar die Vögel...

  • Die Flöte.

    Nimm der Heerde den Hirten mit seiner lockenden Flöte,
         Nimm dem Menschengeschlecht, was ihm die Muse verlieh;
    Sieh, es verwildert die Heerde; und statt des Gesanges der Musen
         Treibt ein barbarisches Volk auch ein barbarischer Stab.

  • Die Gegenwart.
    Ein Persisches Lied.

          Dunkler Ocean umgürtet
    Unsre Erd’ und unser Leben.
    Fluten rauschen über Fluten,
    Auf den Fluten ruhen Wolken,
    5 Dunkler Abgrund ist die Zukunft.
               Nur die Gegenwart ist sicher;
               Jüngling, auf! genieße sie.

          Siehe, dort auf Kafs Gebürgen
    Schwingt sich Anka...

  • Die Harmonie der Welt.

    Siehet das Auge? Höret das Ohr? Dein innerer Sinn sieht,
          Er nur höret und weiß, was er von außen vernahm.
    Und du zweifeltest, Freund, am hohen inneren Weltsinn?
          Hörst du die Harfe nicht? Willst du auch sehen den Ton?

  •   
                        Die Kunst.

         Aus der Schaar der Götterfreuden,
    Stahl die jüngste Freude sich:
    Und der Fleiß, ein Sohn der Leiden,
    Nahte zu ihr jugendlich.
    5 Unschuld war in ihren Mienen,
    Treue war in seinem Blick:
    Und die Liebe zwischen ihnen
    Stiftete der Beiden Glück.

         Ich ermatte, sprach die Schöne,
    ...

  •                     Die Lerche.

         Gegrüßet seyst du, du Himmelsschwinge,
    Des Frühlings Bote, du Liederfreundinn,
    Sey mir gegrüßet, geliebte Lerche,
    Die beides lehret, Gesang und Leben.

    5      Der Morgenröthe, des Fleißes Freundinn,
    Erweckst du Felder, belebst du Hirten;
    Sie treiben munter den Schlaf vom Auge:
    Denn ihnen singet die...

  • Die Luft.

    »Trüber Schleier der Luft, der uns den goldenen Tag raubt,
         Uns mit Seuchen und Frost, uns auch mit Launen betrübt.«
    Also zürnete ich. – Da klangen liebliche Töne,
         Und in entnebelter Luft sangen mir Genien zu.
    5 »Sterblicher, hast du die Morgen-, die Abendröthe gesehen?
         Hast du den lieblichen Ton deiner Geliebten gehört?...