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                   Der Mond.

         Und grämt dich, Edler, noch ein Wort
    Der kleinen Neidgesellen?
    Der hohe Mond, er leuchtet dort,
    Und läßt die Hunde bellen
    5 Und schweigt und wandelt ruhig fort,
    Was Nacht ist, aufzuhellen.

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              Der Nachhall der Freundschaft.

         Hoher Freundschaft Sympathieen singen
    Tönet edel; in den Saiten klingen
    Lieblich stolz die Stimmen Sympathie
    Hoher Freundschaft; doch wo, athmen sie?

    5      Ach sie schieden längst aus unsern Hütten,
    Aus dem Taumel unsrer Buhlersitten,
    Grämten sich zu Luft und wurden Schall
    Und...

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                   Der Nachruhm.

         Mich reizet nicht des Ruhmes Schall,
    Der aus Posaunen tönt,
    Den jeder leise Wiederhall
    Im stillen Thal verhöhnt.
    5 Ein Ruhm, der wie der Sturmwind braust,
    Ist auch ein Sturm, der bald versaust.

         Mich reizet nur der Silberton,
    Der unbelauschet klingt
    Und meiner Muse schönsten Lohn,...

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                        Der Neid.

         Neide nicht, o junges Mädchen,
    Deiner Schwester Lieblichkeit.
    Ahme nicht mit Feuerzorne
    Nach, was die Natur verbeut.

    5      Eine Blume, noch im Werden
    Sah die Lilje vor sich stehn
    Und vergessend ihrer selber:
    (Denn auch sie war hold und schön;)

         Neidet, zürnt sie, brennet ängstig...

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              Der Regenbogen.

         Schönes Kind der Sonne,
    Holder Regenbogen,
    Ueber schwarzen Wolken
    Mir ein Bild der Hoffnung.

    5      Tausend muntre Farben
    Bricht der Stral der Sonne
    In verhüllten Thränen
    Ueber grauer Dämmrung.

         Und des weiten Bogens
    10 Veste Säulen stehen
    Auf des Horizontes
    ...

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     Der Säugling.

         Wer ist der kleine Sklave, der in Banden
    Aus diesem frühen Sarge Klagen weint?
    Ein Mensch? O macht ihn frei, macht frei ihn von den Banden,
    Gönnt seinen Seufzern Raum; die hemmt kein Feind.
    5 Der Wurm kann sich im Staube winden;
    Das Lamm fleht seinen Mörder an;
    Und ihn umfesseln Binden,
    Kaum daß er athmen...

  • Der Schmetterling
    auf einem Grabmahl.

    Trink o Seele, berausche dich sanft mit dem Tranke des Schlummers,
         Daß du verjüngt und neu sehest Elysiums Flur.

  • Der Schmetterling und die Rose.

    Siehe den Schmetterling hier. Er küßt die blühende Rose;
          Bald ist der Schmetterling nicht, bald auch die Rose nicht mehr.

  • Der Wechsel der Dinge.
    Ein Echo. Nach dem Spanischen.
    Verschwunden ist sie meinem Blick;
    Werd ich sie wiedersehn?
    „Verschwunden ist sie dir zum Glück;
    Du wirst sie wiedersehn.
    5 Freuden und Leiden, wie wechselt ihr so? –
    „Es wechseln die Freuden
    Zu mildern die Leiden;
    Sei froh! Sei froh“.

    Oft werd’ ich wenden meinen Blick:...

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              Der verschiedene Gesang.

         Einst schlug mit wundersüßem Schall
    Die Klagenreiche Nachtigall;
    Ein muntrer Sperling hörte zu:
    „O säng ich, Nachtigall, wie du!
    5 Doch warum soll mirs nicht gelingen?
    Ich will auch lernen also singen.“

         Die Nachtigall spricht: „nun wohlan!
    Es singe, wer da singen kann;
    Doch...