[92] Das arme Mädchen
Böt’ mir Einer, was er wollte,
Weil ich arm und elend bin,
Nie, und wenn ich sterben sollte,
Gäb’ ich meine Ehre hin!
5 Schaudernd eilt das Mädchen weiter,
...
[92] Das arme Mädchen
Böt’ mir Einer, was er wollte,
Weil ich arm und elend bin,
Nie, und wenn ich sterben sollte,
Gäb’ ich meine Ehre hin!
5 Schaudernd eilt das Mädchen weiter,
...
[171] Das tote Meer
Mein Herz ist leer wie eine taube Nuß,
Als Kobold spuckt darin der Überdruß.
Wenn ich’s bei Licht mir nah’ vors Auge halte,
Bläckt er mich hämisch an aus enger Spalte.
5 An hundert Weiber...
[14] Debutant
Kennst du die hohe, dunkle Gartenpforte,
Die ernst verschwiegen an der Straße steht?
Wohl niemand ahnte, welche süßen Worte
In ihrem Schutz der Abendwind verweht.
5 Dort trat ich ein; von freudigem...
[51] Der Anarchist
Reicht mir in der Todesstunde
Nicht in Gnaden den Pokal!
Von des Weibes heißem Munde
Laßt mich trinken noch einmal!
5 Mögt ihr sinnlos euch berauschen,
Wenn mein Blut zerrinnt im Sand...
[32] Der Gefangene
Oftmals hab’ ich nachts im Bette
Schon gegrübelt hin und her,
Was es denn geschadet hätte,
Wenn mein Ich ein Andrer wär’.
30 Höhnisch raunten meine Zweifel
Mir die...
[134] Der Lehrer von Mezzodur
In Mezzodur war ein Lehrer,
Sigmund Zus war er genannt,
Als ein braver Mann geachtet,
In der Gegend wohlbekannt.
5 Er war Gatte und auch Vater
Von drei Kindern,...
[56] Der Prügelheini
Der Prügelheini, der ist mein Mann,
Der ist eine Menschenplage;
Der prügelt, was er mich prügeln kann
Die Nächte sowie die Tage.
5 Heut’ Mittag stürzt er noch auf mich los:
„...
[109] Der Reisekoffer
Bei Tafel saßen in bunter Reih’,
Damen und Herren; auch saß dabei
Ein junger Mann von blassem Gesicht,
In Haltung und Ausdruck ernst und schlicht,
5 Durchaus bescheiden, zwar etwas...
[58] Der Symbolist
Eine mondbestrahlte blasse Hand
Wand sich nachts aus seinen weißen Decken,
Daß, gelähmt in stummem, starrem Schrecken,
Er nur mühsam sich hinweg gewandt.
5 Jene blasse, mondbestrahlte Hand...
[48] Der Taler
Blitzt der Taler im Sonnenschein,
Blitzt dem Kind in die Augen hinein,
Über die Wangen rollen die Tränen.
Mutter zieht gar ein ernst Gesicht:
5 Vor dem Taler, Schatz, fürchte dich nicht;
Nach...