[12] An die Günstigen.
Dichter lieben nicht zu schweigen,
Wollen sich der Menge zeigen.
Lob und Tadel muß ja seyn!
Niemand beichtet gern in Prosa;
5 Doch vertraun wir oft sub Rosa
In der...
[12] An die Günstigen.
Dichter lieben nicht zu schweigen,
Wollen sich der Menge zeigen.
Lob und Tadel muß ja seyn!
Niemand beichtet gern in Prosa;
5 Doch vertraun wir oft sub Rosa
In der...
[93] An einen jungen Prahler.
Dir hat, wie du mir selbst erzählt,
Es nie an Phillis Gunst gefehlt.
Du sprichst, dir hab sie viel erlaubt,
Und du ihr noch weit mehr geraubt.
5 Doch jezt...
[100] An meine Lieder.
Seyd, geliebte kleine Lieder,
Zeugen meiner Fröhligkeit;
Ach sie kömmt gewiß nicht wieder,
Dieser Tage Frühlingszeit.
5 Bald entflieht der Freund der Scherze,
Er, dem...
An meine Lieder.
Verfließet, vielgeliebte Lieder,
Zum Meere der Vergessenheit!
Kein Mädchen sing euch lieblich wieder,
Kein Jüngling in der Blüthenzeit.
5 Ihr sanget nur zu meiner Lieben,
Nun spricht sie meiner Treue Hohn.
Ihr war’t in’s Wasser eingeschrieben,
So fließt denn auch mit ihm davon.
Siehst du die Pomeranze?
Noch hängt sie an dem Baume,
Schon ist der März verflossen,
Und neue Blüthen kommen,
5 Ich trete zu dem Baume
Und sage: Pomeranze,
Du reife Pomeranze,
Du süße Pomeranze,
Ich schüttle, fühl’, ich schüttle,
10 O fall' in meinen Schooß!
O schönes Mädchen du,
Du mit dem schwarzen Haar,
Die du an’s Fenster trittst,
Auf dem Balcone stehst!
5 Und stehst du wohl umsonst?
O stündest du für mich
Und zögst die Klinke los,
Wie glücklich wär’ ich da,
Wie schnell spräng’ ich hinauf!
[92]
Annette an ihren Geliebten.
Ich sah wie Doris bey Damöten stand,
Er nahm sie zärtlich bey der Hand;
Lang sahen sie einander an,
Und sahn sich um, ob nicht die Aeltern wachen,...
[716]
„Ein Hündchen wird gesucht
Das weder murrt noch beißt,
Zerbrochne Gläser frißt
Und Diamanten – –“
Antwort bey einem gesellschaftlichen Fragespiel.
Die Dame.
Was ein weiblich Herz erfreue,
In der Klein – und Großen – Welt?
Ganz gewiß ist es das Neue,
Dessen Blüthe stets gefällt;
5 Doch viel werther ist die Treue,
Die auch in der Früchte Zeit
Noch mit Blüthen uns erfreut.
Der junge Herr.
Paris war in Wald...
Und frische Nahrung, neues Blut
Saug’ ich aus freyer Welt;
Wie ist Natur so hold und gut,
Die mich am Busen hält!
5 Die Welle wieget unsern Kahn
Im Rudertakt hinauf,
Und Berge, wolkig himmelan,
Begegnen unserm Lauf.
Aug’, mein Aug’, was sinkst du nieder?
10 Goldne Träume kommt ihr wieder?
Weg, du Traum! so Gold du...