• Wie ich dich liebe!
    Denn ich liebe alle dunkeln Fragen,
    die die Wahrheit hinterm Auge tragen, -
    und die Worte lieb' ich, die verschwiegen
    auf dem Grunde einer Lüge liegen. -
    Sag' mir nichts! - Ich will aus deinem Wesen
    tief heraus mir jedes Goldkorn lesen; -
    aus dem Schimmer der Verschwiegenheiten...

  • Oft trägt ein Herz mit Schweigen
    In sich schon lang
    Sein Lieben, wie die Geigen
    In sich den Klang.

    Bis endlich drüber gleiten
    Wird eine Hand,
    Die plötzlich alle Saiten
    Zum Spiele spannt -

    Und weckt das stumme Sehnen,
    Das drinnen schlief,
    Und...

  •  
    Aus der Ferne kam ich wieder her,
    Und so dunkel sind die alten Gassen,
    Und die Häuserschatten sind so schwer,
    Und der Marktplatz ist so still und leer -
    Und die Eine finde ich nicht mehr,
    Die ich nicht vergessen kann, noch lassen.

    Und die...

  • Erste Liebe? Ach, ein Wüstling, dessen
    Herz so wahllos ist wie meins, so weit,
    Hat die erste Liebe längst vergessen,
    Und ihn intressiert nur seine Zeit.

    Meine letzte Liebe zu beschreiben,
    Wäre just so leicht wie indiskret.
    Außerdem? Wird sie die letzte bleiben,
    Bis ihr Name in der »Woche«...

  • Ich hatte mich, als er kam, sehr gesehnt;
    Ich fühlte von allen mich abgelehnt,
    Und wirklich abscheulich verlassen,
    Mit einem Wort: ich war einsam.

    Er sagte, es ginge ihm ebenso,
    Er liefe umher, und er sei nicht froh,
    Und die Welt sei wert, sie zu hassen.
    O seht! Wir klagten gemeinsam....

  • Was die Menschen sagen,
    weiß ich alles schon,
    aber was sie tragen,
    flüstert kaum ein Ton.

    Und es ist doch Liebe,
    was zusammenhält,
    die sonst sinnlos bliebe,
    diese wirre Welt.

    Aus: Richard von Schaukal Gedichte...

  • Nur die Liebe, die im Herzen lebt
    und sich unerschöpflich draus ergießt,
    also daß es bebend überfließt
    und im Spiegel ihres Stromes schwebt,

    nur die Liebe, die sich nie erfüllt
    und vergebens Ewigkeit ersehnt,
    ist das Band, das sich hinüberdehnt,
    wo sich einmal aller Sinn enthüllt....

  • Liebe blüht und reift gleich einer Frucht,
    ihrem Stamm und ihrer Art getreu:
    sie gedeiht in stiller Eigensucht
    sich zu Lust und Leiden ohne Reu.

    Weh ihr aber, wann sie wahnentbrannt,
    statt sich darzubringen, fordern mag,
    von der eignen Fülle weggewandt,
    andern lauschen will als ihrem Schlag...

  • Wer kann nennen,
    Was sich nicht nennen läßt,
    Wer bekennen,
    Was unser Sinn nicht faßt,
    Was göttlich in uns hallt,
    Was sehnend uns durchwallt,
    Die heiligen Triebe
    Der allumfassenden Liebe,
    Die du im Herzen hast?
    (Band 1 S. 64)...

  • Ich weiß, daß ich dich noch nicht richtig liebe:
    Noch schloß ich mich nicht ganz dem Hasse zu
    und noch verbirgt sich in mir manches Trübe
    das anders ist, als du.

    Verzeih und habe weiter nur Geduld
    Wie deine Flamme täglich höher schlägt
    in mir, so löst die Schlacken sie der Schuld
    vom Herzen...