•      Am fernen Horizonte
    Erscheint, wie ein Nebelbild,
    Die Stadt mit ihren Thürmen,
    In Abenddämmrung gehüllt.

    5      Ein feuchter Windzug kräuselt
    Die graue Wasserbahn;
    Mit traurigem Tacte rudert
    Der Schiffer in meinem Kahn.

         Die Sonne hebt sich noch einmal
    10 Leuchtend vom Boden empor,
    Und zeigt mir jene Stelle,...

  •      Am leuchtenden Sommermorgen
    Geh’ ich im Garten herum.
    Es flüstern und sprechen die Blumen,
    Ich aber wandle stumm.

    5      Es flüstern und sprechen die Blumen,
    Und schau’n mitleidig mich an:
    Sey unserer Schwester nicht böse,
    Du trauriger, blasser Mann.

  • An dem stillen Meeresstrande
    Ist die Nacht heraufgezogen,
    Und der Mond bricht aus den Wolken,
    Und es flüstert aus den Wogen:

    5 Jener Mensch dort, ist er närrisch,
    Oder ist er gar verliebet,
    Denn er schaut so trüb und heiter,
    Heiter und zugleich betrübet?

    Doch der Mond der lacht herunter,
    10 Und mit heller Stimme spricht er:...

  • [190]
     XV.
     An die Engel.

    Das ist der böse Thanatos,
    Er kommt auf einem fahlen Roß;
    Ich hör’ den Hufschlag, hör’ den Trab,
    Der dunkle Reiter holt mich ab –
    5 Er reißt mich fort, Mathilden soll ich...

  • [155]
     An die Jungen.

    Laß dich nicht kirren, laß dich nicht wirren
    Durch goldne Aepfel in deinem Lauf!
    Die Schwerter klirren, die Pfeile schwirren,
    Doch halten sie nicht den Helden auf.

    5 Ein kühnes...

  •      Ich denke noch der Zaubervollen,
    Wie sie zuerst mein Auge sah!
    Wie ihre Töne lieblich klangen,
    Und heimlich süß in’s Herze drangen,
    5 Entrollten Thränen meinen Wangen, –
    Ich wußte nicht wie mir geschah.

         Ein Traum war über mich gekommen:
    Als sey ich noch ein frommes Kind,
    Und säße still, beim Lämpchenscheine,
    10 In...

  •      Andre beten zur Madonne,
    Andre auch zu Paul und Peter;
    Ich jedoch, ich will nur beten,
    Nur zu dir, du schöne Sonne.

    5      Gieb mir Küsse, gieb mir Wonne,
    Sey mir gütig, sey mir gnädig,
    Schönste Sonne unter den Mädchen,
    Schönstes Mädchen unter der Sonne!

  •      Anfangs wollt ich fast verzagen,
    Und ich glaubt’ ich trüg’ es nie,
    Und ich hab’ es doch getragen, –
    Aber fragt mich nur nicht, wie?

  •      Auf Flügeln des Gesanges,
    Herzliebchen trag’ ich dich fort,
    Fort nach den Fluren des Ganges,
    Dort weiß ich den schönsten Ort.

    5      Dort liegt ein rothblühender Garten
    Im stillen Mondenschein;
    Die Lotosblumen erwarten
    Ihr trautes Schwesterlein.

         Die Veilchen kichern und kosen,
    10 Und schau’n nach den Sternen empor;...

  •      Auf deinen schneeweißen Busen
    Hab’ ich mein Haupt gelegt,
    Und heimlich kann ich behorchen,
    Was dir dein Herz bewegt.

    5      Es blasen die blauen Husaren,
    Und reiten zum Thor herein,
    Und morgen will mich verlassen
    Die Herzallerliebste mein.

         Und willst du mich morgen verlassen
    10 So bist du doch heute noch mein,
    ...