• [97] Gegenwart und Zukunft.

    Mit Waffenklirren und mit Völkerstreit
    Und Ränkespiel erfüllen sie die Zeit,
    Mit stetem Hader um des Nachbars Habe,
    Und jeder wähnt, daß, wenn er einst entschlief,
    5 In...

  • [62] Geist der Zeit.
    (1889.)

    Sie stiegen auf aus ew’ger Nacht, aus Kohlenstaub und gift’gen Schwaden,
    Sie stiegen auf aus tiefem Schacht, wo schaffend sie in Schweiß sich baden,
    Doch nicht, um schon nach kurzer...

  • Der seltsame spuk hat zum einzigen kleidungsstücke
    Verzerrt und lachhaft auf seine knochenperrücke
    Ein schrecklich band das an fasching erinnert gesezt.
    Ein ross wird von ihm ohne sporen und peitsche gehezt ·
    5 Ein gaul gleich einem gespenst aus den höllen-tiefen
    Dem wie einem fallsuchtkranken die nüstern triefen.
    Quer durch den weltraum führet die...

  • Wenn zu den sündern mit dem morgenrote
    Das ideal sich nagend zugang brach
    Dann wird nach göttlich rächendem gebote
    Im satten tier ein engel wieder wach.

    5 Der geisteshimmel unzugänglich blau
    Lockt den Erdrückten der noch sinnt und leidet
    Wie eine schlucht die durch das dunkel schneidet.
    O teure Göttin · lichte reine frau ·

    So flattert...

  •      Gekommen ist der Maye,
    Die Blumen und Bäume blühn,
    Und durch die Himmelsbläue
    Die rosigen Wolken ziehn.

    5      Die Nachtigallen singen
    Herab aus der laubigen Höh’,
    Die weißen Lämmer springen
    Im weichen grünen Klee.

         Ich kann nicht singen und springen,
    10 Ich liege krank im Gras;
    Ich höre fernes Klingen,
    Mir...

  • [111] Gelübde.

    Allein, allein in mitternächt’ger Stunde,
    Und mitternächtig finster ist mein Leben,
    Am Horizonte will kein Strahl mir Kunde
    Von einem lichten Morgenrote geben.
    5 Die Thrän...

  • Und ob dem Sinn die Worte dunkel klangen,
         So hatte doch das Herz sie bald ergründet.
         Dein Feu’r, o Kunst, das glimmend mich entzündet,
         War mir im Herzen lodernd aufgegangen.

    5 Nun kenn’ ich mich, ich kenne mein Verlangen,
         Das deinem Busen ewig mich verbindet.
         Tief fühl’ ich es, wie mich dein Arm umwindet,
         Wie deine...

  • [68]
    Geoffroy Rudèl und Melisande von Tripoli.

    In dem Schlosse Blay erblickt man
    Die Tapete an den Wänden,
    So die Gräfin Tripolis
    Einst gestickt mit klugen Händen.

    5...

  • [44] GERICHTET

    Am ›Ring‹ stand einst ein Blutgerüst,
    lang ist es her; doch wenn der Schein
    des runden Monds das Rathaus küßt,
    dann wallen aus dem heilgen Teyn
    5 Gerichtete in Geisterreihn ...
    Weh wer sie sah!...

  • [273] Germanias Standbild
    auf dem Niederwald 1873.

    Drei Jahre sind’s – da stand der Dom vollendet,
    Der Dom zu Köln, nun herrlich ausgebaut;
    Ein Siegesmal, dem deutschen Volk gespendet,
    Das endlich...