Freund, wie macht es dich so traurig,
Daß, so oft man dich verkennt? –
Jeden Ausbruch deiner frohen Laune,
Mit der Schmähsucht schallenden Posaune
5 Vorwitz und Satyre nennt! –

War es nicht das Loos der schönsten Seelen
Immer sich verkannt zu sehn? –...

Epistel an ***.

Freund! den ein guter Gott zum Trost mir zugesandt,
Als ich an der Verzweiflung Rand
Nur Schmerzen fühlte, die, von Furien erzeuget,
Mein Mund umsonst verschweiget. –
5 Ha, sahst du, Edler! nicht die Zähren glühend fließen,
Die mir der...

Epistel an Madame Unger in Berlin. [1]

Wohl Dir! mir ewig werthes Weib!
Geneuß den holden Seelenfrieden,
Bey dem, was dir das Glück beschieden:
Er würzet jeden Zeitvertreib;
5 Erhöhet den Genuß, geust Balsam in die Wunde,
Die...

Epistel an Susalis. Im Rosenmonath 1790.

Susalis, seufzest du wieder!
Birgt sich die Sonne des Glücks
Abermahls unter ein Wölkchen?
Siehest du trauriges Blicks
5 Auf die blühende Rose?
Ach, ich hatte sie lieb,
Eh’ der kommende Frühling
...

Epistel an den Baron S** von M** zu Coburg.

Ja, Freund! daß alles eitel sey,
Schrieb Salomo, der Juden weiser König;
Sey’s Wahrheit oder nicht, mein Herz das stimmt ihm bey:
Denn ein erfüllter Wunsch gewährt des Glückes wenig;
5 So bald wir ihn erlangt,...

Epistel an den Geheimenrath von Diez.

Leicht aufgescheucht vom kurzen Morgenschlummer,
Blickt’ ich halb schüchtern um mich her:
Und schämte mich, daß noch der böse Dämon Kummer
Verrätherisch die Ruhe mir geraubt. – Ach! Er,
5 Der mit gestähltem Herzen
...

Epistel an den Geheimenrath von Diez.

Dir dank’ ich, edler Mann! für jene frohe Stunden,
Die Witz und Geist und Scherz dem Herzen mitgetheilt,
Das unter gute Menschen gern verweilt,
Die deine Freundschaft ehrt. Die Freude, dort empfunden,
5 War lange meiner...

Epistel an den Herzog Ferdinand zu Braunschweig-Lüneburg.

Dein Beyfall, großer Menschenfreund,
Ist mir mehr werth, als wenn zu meinem Preise
Sich eine halbe Welt vereint.
Mein Schicksal drängte mich aus jenem Gleise,
5 Worin Beruf, Natur und Häuslichkeit uns...

Du brachtest dem der Freude schon Entwöhnten
dein freudig Wesen dar: ein Gastgeschenk,
und Macht ward dir gegeben als sein Dank.
Ein Jahr verging in schönem Sich-Verstehn.
Rückschauend darf ich uns Erprobte nennen.
Wie vieles...