10.

10.
Ich möchte wohl solch eines reinen Knaben
Verschwendend ersten Liebesjubel haben
Und seine glückgeschwellten Lippen küssen,
Die noch von Frauenmund und -Leib nichts wissen.

Behutsam hielte ich die volle Schale...

Poet: Gisela Etzel
11.

11.
Der Wegrain blüht; die goldnen Königskerzen
Umdrängen still und stolz den alten Zaun,
Und all der Malven offne Blütenherzen
Sind wie ein liebes Wunder anzuschaun.

Die Glockenblumen öffnen ihre Tüten
...

Poet: Gisela Etzel
12.

12.
Komm, Knabe, komm und sieh mir in die Augen,
Die dunkel sagen, daß sie dich verstehn,
Und daß sie still mit deinen Schmerzen gehn,
Um sachte deine Seele aufzusaugen.

Um deine stumme Inbrunst einzutrinken,...

Poet: Gisela Etzel
13.

13.
Wie doch ein Traum so groß beglücken kann!
Bis tief in lauten Tag hinein
Begleitet mich sein Widerschein . . .
Und kamst du nun, du ferner Mann,
Nach so viel Zeit zu mir herein,
Um eine Nacht mit mir zu sein?...

Poet: Gisela Etzel
14.

14.
Das Franziskanerkloster in Fiesole

Schmucklos bescheidne, wehrhaft starke Mauern,
Auf Hügelgipfel lieblich hingestellt,...

Poet: Gisela Etzel
15.

15.
Florenz ist schön, doch schöner noch ist Rom,
Und seine Männer sind besonders kühn;
Ich liebe es, wenn Kardinäle glühn,
Und sitze gerne dort im Petersdom

In fernem dunklen Winkel ganz allein,
Wenn...

Poet: Gisela Etzel
16.

16.
Aus meinem Teiche zieht ein schwarzer Schwan
Allein und stumm die stille Schattenbahn;
Er liebt die kleinen warmen Sonnenflecke
Und liebt das Rauschen seiner Schilfverstecke.
Wie oft auch schon aus nahem leisem Kahn...

Poet: Gisela Etzel
17.

17.
Wie lieb ich das: auf sanft erhöhtem Sessel
In jenem seltsamen Gemach zu ruhn,
Die Hände lieblich in den Schoß zu tun
Und nichts zu schaun, als deines Auges Fessel;

Als dieses heißbelebten Auges Fragen,...

Poet: Gisela Etzel
18.

18.
Die Eiche

Die große Eiche lebt starr und stumm
Ihr grünes Leben allein
Und hat mit dem bunten Blühen ringsum
...

Poet: Gisela Etzel
19.

19.
Wenn ich zu meinem werten Maler gehe
Und ganz gekleidet bin, wie er es liebt,
Und wenn ich dann vor seinen Augen stehe
Und er mir lang und stumm die Hände gibt,

Mich ansieht wie ein Bild, bis ich ihm lächle...

Poet: Gisela Etzel