• Besondre Gnade eines Italiänischen Prinzen.

    Ein Wälscher Prinz, dem jemand hinterbrachte,
    Daß ihn und seinen Hof ein Deutscher Graf verlachte,
    Schickt seinen Kammerjunker an ihn ab,
    Der diesen mündlichen Befehl ihm gab:
    5 Der Prinz will, daß Ihr ungesäumet
    Noch innerhalb drey Tagen seine Staaten räumet,
    Der Reisende versetzt auf dieses...

  • Das Bad zu Aachen.

    Hygea winkte mir nach Aachens Wunderquellen,
    Wo man Gesundheit hohlt, und, durch das Bad erneut,
    Sich eines bessern Daseyns freut;
    Ich aber floh die warmen Wellen,
    5 Wovon ein seltsames Gerücht
    Herum ging, und wovon ein neuer Barde spricht: [1]
    „Man las in einer Chronik von Cythere...

  • Das Gebet der Ruchlosen.

    Als Bias sich mit einem Haufen
    Ruchloser Buben auf dem Meer befand,
    Und in der Noth ein Sturm entstand,
    Und jeder zitterte, den Tod im Meer zu saufen,
    5 Und zu den Göttern schrie, rief Bias: „Seyd gescheidt,
    Und schweigt! sie hören sonst, daß ihr im Schiffe seyd.“

  • Das Orlogschiff und der Nachen. Ein Gemählde.

    Sieh, im Reiche Neptunens, jenes schwimmende Haus
    Welches die schöpfrische Kunst, herrischer Menschen erthürmet;
    Stolz enteilt es dem Ufer, und bebrücket das Meer,
    Das mit neidischer Scheelsucht seine bewaffnete Seiten
    5 In den tobenden Wellen, Kampf und Untergang droht;
    Aber mit muthigem Trotz,...

  • Das Wiedersehn.

    Ha, Wiedersehn! du schönster der Gedanken!
    Du reißt die Seele aus den engen Schranken
    Des Körpers, giebst ihr Kraft und Schwung
    Zum Taumel der Begeisterung!

    5 Durch dich gestählt, reichst du den bangen Herzen
    Den Lethetrank für der Entfernung Schmerzen,
    Und selbst der nicht empfangne Kuß
    Wird durch die Hoffnung zum Genuß...

  • Der Fußtritt des Geliebten.

    Ha! hör’ ich recht? sind dieß die leisen Tritte
    Des Einzigen, dem dieses Herz sich weiht? –
    Er kömmt! beflügelt sind die sanften Schritte
    Von Sehnsucht und von Zärtlichkeit.

    5 Er kömmt! ich fühl’s an diesen stärkern Schlägen
    Des armen Herzens, dem er alles ist.
    Es klopft entzückt dem Augenblick entgegen,
    Wo...

  • Der Kampf.

    Ich sah dich einst, und fand in deinen Blicken
    Der Liebe wonnetrunkenes Entzücken,
    Das schnell in meine Seele drang.
    Dein ach! für mich beredtes Schweigen
    5 Vermochte diesen Stolz zu beugen,
    Den keine Rednerkunst bezwang.

    Auf deinen frischen jugendlichen Wangen,
    Geröthet von dem süßesten Verlangen,
    Verschönert durch...

  • Der Richter.

    Zwey Parten ließen vor dem Rath
    In einem Abderitten Staat
    Sich wacker pro et contra hören:
    Der Richter reckete das Ohr
    5 Aus seiner Staatsperücke vor,
    Sich von der Klage gründlich zu belehren:
    Allein ein Lärm drang durch die dünne Wand,
    „Zum Henker seid doch still, ihr Leute, wenn man richtet,
    (Rief er voll Zorn:)...

  • Der Schlaf des Sulpitius Galba.

    Sulpitius, ein Römer, stellte schlau
    Sich an, als wär’ er eingeschlafen,
    Indem Mäcenas sich mit seiner schönen Frau
    Vertraulich unterhielt. Als einer seiner Sklaven
    5 Ihn schlummern sah, ergriff er einen Krug,
    Der auf dem Schenktisch stand, that einen kurzen Zug,
    Und nahm ihn in den Arm, mit ihm davon zu gehen....

  • Der dritte August 1789. An des Kronprinzen von Preussen Königl. Hoheit. [1]

    Willkommen, dreymahl seliger August!
    Du gabst dem Könige den Thron;
    Du gabst die Schwester Ihm, der Belgen Lust;
    Du gabst Ihm einen Sohn.

    5 Wem ist mein erstes Jubellied geweiht?
    Für wen ertönet mein Gesang? - - -
    Für Dich, des Volkes...